
Die Medizinische Genetik ist ein junges und dynamisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnose, Erforschung und Beratung bei erblich bedingten Erkrankungen beschäftigt. Sie verbindet klinische Medizin mit modernster Labordiagnostik und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Prävention, Früherkennung und Therapieplanung. Fachärzte in diesem Bereich arbeiten eng mit Patienten und deren Familien zusammen und unterstützen sie bei medizinischen und oft auch persönlichen Entscheidungen. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie man Medizinischer Genetiker wird, welche Aufgaben das Fach umfasst und welche Karrierewege möglich sind.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Fachprofil: Medizinische Genetik klärt Ursachen, Diagnosen und Risiken genetisch bedingter Erkrankungen; verbindet patientennahe Beratung mit hochmoderner Labor- und Tumorgenetik; stark interdisziplinär (u. a. Pädiatrie, Gynäkologie, Onkologie, Innere Medizin)
- Weiterbildung (Schweiz): Medizinstudium mit eidg. Arztdiplom; 5 Jahre insgesamt – 4 Jahre fachspezifisch an anerkannten Zentren (oft Unikliniken), 1 Jahr klinisch in einem anderen Fach (z. B. AIM, Chirurgie, Neurologie)
- Tätigkeiten & Methoden: Genetische Beratung; molekular- und zytogenetische Diagnostik (prä-/postnatale Chromosomenanalysen, DNA-Tests), Tumorzytogenetik (FISH, Microarrays), Pharmakogenetik, Molekularpathologie
- Für wen geeignet: Ärzte mit Interesse an Medizin, Biologie und Forschung; Freude an komplexen Zusammenhängen, präziser Kommunikation mit Patienten/Familien und Arbeit mit modernen Laborverfahren
- Arbeitsfelder: Spitäler/Universitätskliniken, spezialisierte Zentren, Diagnostiklabore, Forschung/Lehre
- Lohn: Gehälter meist tariflich (z. B. Kanton Zürich: Assistenzarzt ~ CHF 8’105, Chefarzt ~ CHF 13’977); je nach Position/Verantwortung in nicht-chirurgischen Fächern teils CHF 18’672 bis CHF 38’447
Wie wird man Medizinischer Genetiker?
Um Medizinischer Genetiker zu werden, braucht man zuerst ein abgeschlossenes Medizinstudium mit dem eidgenössischen Arztdiplom. Danach folgt eine fünfjährige Weiterbildung, die wie folgt gegliedert ist:
- Vier Jahre fachspezifische Weiterbildung: Ausbildung in der Medizinischen Genetik, die an anerkannten Institutionen stattfinden muss. Dazu gehören oft spezialisierte Abteilungen an Universitätsspitälern, die sich mit bestimmten Erbkrankheiten befassen.
- Ein Jahr nicht-fachspezifische Weiterbildung: Dieses Jahr wird in einer klinischen Tätigkeit absolviert, wobei verschiedene Fachgebiete wie Chirurgie, Neurologie oder Allgemeine Innere Medizin anerkannt sind.
Mehr zur Weiterbildung:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Medizinische Genetik – Aufgaben
Die Medizinische Genetik befasst sich mit den Ursachen, Diagnosen und Risikoabschätzungen genetisch bedingter Erkrankungen. Fachärzte klären nicht nur die Erkrankung selbst, sondern auch das Vererbungsmuster und den möglichen Verlauf. Zu den Aufgaben und Methoden eines Medizinischen Genetikers gehören folgende:
- Genetische Beratung/Sprechstunde: Fachärztliches Angebot für Menschen mit angeborenen Fehlbildungen, Entwicklungsstörungen oder genetisch bedingten Erkrankungen sowie für Personen, die ein erhöhtes Risiko für sich oder ihre Nachkommen befürchten. Die Beratung hilft, Ursachen einzuordnen und Entscheidungen vorzubereiten.
- Labordiagnostik: Anwendung modernster molekular- und zytogenetischer Methoden, um Veränderungen im Erbgut zu erkennen. Dazu gehören prä- und postnatale Chromosomenuntersuchungen sowie DNA-Analysen, zum Beispiel bei familiären Krebsrisiken.
- Chromosomendiagnostik: Untersuchung der Chromosomen bei Ungeborenen, Kindern und Erwachsenen. Sie wird oft durchgeführt bei unerfülltem Kinderwunsch, wiederholten Fehlgeburten, Entwicklungsstörungen oder Fehlbildungen.
- Molekulargenetische Diagnostik: Analyse einzelner Gene, um Krankheiten wie erbliche Tumorerkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Polyneuropathien, Bindegewebserkrankungen oder Fehlbildungssyndrome zu erkennen.
- Tumorzytogenetische Diagnostik: Untersuchung von Tumorzellen mit mikroskopischen und molekularen Methoden. Dabei kommen hochauflösende Microarrays und die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) zum Einsatz, um genetische Veränderungen sichtbar zu machen.
- Pharmakogenetik: Untersuchung, wie individuelle genetische Unterschiede die Wirkung, Verträglichkeit und Dosierung von Medikamenten beeinflussen. Ziel ist eine personalisierte und möglichst wirksame Therapie.
- Molekularpathologie: Untersuchung von Gewebeproben auf molekularer Ebene, um genetische Veränderungen bei Erkrankungen wie Krebs zu identifizieren und die passende Behandlung zu unterstützen.
Für wen ist die Fachrichtung Medizinische Genetik interessant?
Die Fachrichtung Medizinische Genetik ist für Menschen spannend, die sich für die Verbindung von Medizin, Biologie und Forschung begeistern. Sie eignet sich besonders für Ärzte, die Freude daran haben, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und diese verständlich zu vermitteln. Da der direkte Kontakt mit Patienten und deren Familien ein zentraler Bestandteil ist, sind Einfühlungsvermögen, Kommunikationsstärke und Geduld wichtige Voraussetzungen. Ebenso spielt die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten wie Kinder- und Jugendmedizin, Gynäkologie, Onkologie oder Innerer Medizin eine grosse Rolle. Wer sich für innovative Diagnostikmethoden interessiert und gerne mit modernen molekular- und zytogenetischen Verfahren arbeitet, findet in diesem Gebiet eine spannende und zukunftsorientierte Tätigkeit. Darüber hinaus richtet sich die Fachrichtung an Personen, die aktiv zur Prävention, Früherkennung und Therapieplanung genetisch bedingter Erkrankungen beitragen möchten.
Wo kann man als Medizinischer Genetiker arbeiten?
Medizinische Genetiker arbeiten vor allem in öffentlichen und privaten Spitälern, in spezialisierten Abteilungen von Universitätskliniken oder in modernen Laboren. Dort sind sie sowohl in der direkten Patientenbetreuung als auch in der Diagnostik und Forschung tätig. Neben der klinischen Arbeit gehört die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen, zum Beispiel Onkologie, Pädiatrie oder Gynäkologie, zum Alltag. Auch Tätigkeiten in Forschungsinstituten oder in der Weiterbildung zukünftiger Fachärzte sind möglich. Damit bietet das Fachgebiet vielfältige Arbeitsfelder, die klinische Praxis und wissenschaftliche Entwicklung miteinander verbinden.
Passende Jobs
Spezialisierungen und Weiterbildungen
Nach dem Facharzttitel eröffnen sich in der Medizinischen Genetik verschiedene Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung. Fort- und Weiterbildungen helfen, das eigene Wissen zu vertiefen und neue Entwicklungen der molekular- und zytogenetischen Diagnostik in die Praxis zu übernehmen. Besonders gefragt sind zusätzliche Qualifikationen in Bereichen wie Onkogenetik, Pränataldiagnostik oder Pharmakogenetik. Wer eine akademische Laufbahn anstrebt, kann zudem eine Habilitation absolvieren, die häufig Voraussetzung für eine Professur ist. Solche zusätzlichen Qualifikationen erhöhen nicht nur die Chancen auf eine leitende Position, etwa als Oberärztin oder Chefarzt, sondern ermöglichen auch eine aktive Rolle in Forschung, Lehre und interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Medizinische Genetik – Wie hoch ist der Lohn?
Für Medizinische Genetiker an öffentlichen Spitälern sind die Gehälter in der Regel durch Tarifverträge festgelegt. Im Kanton Zürich gibt es beispielsweise ein offizielles Lohnbuch, das die Einkommen für die verschiedenen Arztstufen bestimmt. Demnach verdient ein Assistenzarzt durchschnittlich rund 8’105 CHF, während das Gehalt eines Chefarztes bei etwa 13’977 CHF liegt. In Fachrichtungen ohne chirurgische Tätigkeit, darunter auch die Medizinische Genetik, können die Löhne je nach Position und Verantwortung jedoch deutlich höher ausfallen und Werte zwischen 18’672 und 38’447 CHF erreichen.
Mehr zum Arzt Gehalt in der Schweiz:
Häufige Fragen zur Facharztrichtung Medizinische Genetik
- Wie starte ich die Weiterbildung zum Facharzt für Medizinische Genetik und welche Rotationen werden anerkannt?
- Wie läuft die Facharztprüfung ab und wann bestehe ich?
- Wie sieht der Arbeitsalltag in der Medizinischen Genetik aus und welche Skills brauche ich?
Nach dem Medizinstudium (eidg. Arztdiplom) folgen 5 Jahre Facharztausbildung: 4 Jahre fachspezifisch an anerkannten Zentren der Medizinischen Genetik (oft Universitätskliniken/Labore) und 1 Jahr klinisch in einem anderen Fach (z. B. Allgemeine Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie). Plane frühzeitig Plätze in anerkannten Weiterbildungsstätten ein und lass Drr die Anrechenbarkeit vor Start schriftlich bestätigen.
Die Prüfung besteht aus einem praktischen Teil und einem theoretisch‑mündlichen Teil. Beide werden mit Noten von 1 bis 6 bewertet; bestanden ist die Prüfung bei einem Durchschnitt von mindestens 4 Punkten und keiner Note schlechter als 3 in einem Prüfungsteil (Achtung: Das Schweizer Notensystem reicht in der Regel von 6 (sehr gut) bis 1 (ungenügend)). Vorbereitungsschwerpunkte: genetische Beratung (inkl. Ethik/Einwilligung), Zytogenetik/Molekulargenetik (FISH, Microarrays, Sequenzdiagnostik), Indikationsstellung/Interpretation sowie interdisziplinäre Fallführung.
Der Arbeitsalltag von Medizinischen Genetikern findet in Klinik und Labor statt: patientennahe genetische Beratungen (Prä‑/Postnatal, Onkogenetik, Familiensprechstunden) plus enge Zusammenarbeit mit der Labordiagnostik (Chromosomen‑, DNA‑Analysen, Tumorzytogenetik, Pharmakogenetik). Wichtig sind Kommunikations- und Counseling‑Kompetenz, saubere Dokumentation und Kenntnis rechtlicher/ethischer Aspekte. Methodisch sind Grundverständnis moderner molekular‑ und zytogenetischer Verfahren und Befundinterpretation entscheidend. Teilzeit/Forschung sind je nach Zentrum möglich. Die Anrechnung solltest Du vorab mit der Weiterbildungsstätte/SIWF klären.











