
Als Facharzt Endokrinologie und Diabetologie beschäftigt man sich mit einem vielseitigen Fachgebiet, das sich mit der Vorbeugung, Erkennung, Diagnostik und Behandlung sämtlicher hormoneller Erkrankungen beschäftigt. Dazu zählen angeborene oder erworbene Störungen der endokrinen Drüsen wie der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, der Hirnanhangsdrüse oder der Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) sowie hormonelle Autonomien und Insuffizienzen als auch sämtliche Formen des Diabetes mellitus.
Inhaltsverzeichnis
Die Weiterbildung vermittelt fundierte Kenntnisse in der klinischen Beurteilung und in der Labordiagnostik sowie in der morphologischen Diagnostik der Schilddrüse, die unter anderem Ultraschalluntersuchungen und Feinnadelpunktionen einschliesst. Ergänzt wird das Spektrum durch ein breites Wissen über therapeutische Verfahren und die langfristige Betreuung der Patienten.
Facharzt Endokrinologie und Diabetologie – Tätigkeiten
Ein wesentlicher Bestandteil der Tätigkeiten von Fachärzten für Endokrinologie und Diabetologie ist das Verständnis der hormonellen Regulation zentraler Stoffwechselprozesse, insbesondere des Kohlenhydrat-, Eiweiss- und Fettstoffwechsels. Nach der Anamnese können sie als Endokrinologen und Diabetologen fachkundig bewerten, ob es sich um eine endokrinologische Erkrankung handelt und ob weitere Tests nötig sind. Je nach (vermuteter) Erkrankung werden weitere Untersuchungen angeordnet. Dazu zählen beispielsweise:
- Blutuntersuchungen
- Ultraschalluntersuchung
- Knochendichtemessung
- Szintigraphie der Schilddrüse
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Weiterbildung Facharzt für Endokrinologie und Diabetologie – Voraussetzungen
Voraussetzung ist ein in der Schweiz anerkanntes Arztdiplom oder eine gleichwertige ausländische Ausbildung. Zusätzlich müssen die geforderten drei Jahre nicht fachspezifische Weiterbildung in Allgemeiner Innerer Medizin (gegebenenfalls ergänzt durch Kinder- und Jugendmedizin) sowie drei Jahre fachspezifische Weiterbildung in Endokrinologie und Diabetologie absolviert werden. Für die Anerkennung ausländischer Ausbildungszeiten sollte vorab die Zustimmung der Titelkommission eingeholt werden.
Weiterbildung Endokrinologie und Diabetologie – Dauer und Gliederung
Die Weiterbildung in Endokrinologie und Diabetologie in der Schweiz umfasst insgesamt 6 Jahre. Sie gliedert sich in einen allgemeinen Teil sowie in eine fachspezifische Spezialisierungsphase. Ziel ist es, sowohl fundierte internistische Kenntnisse als auch vertiefte Fachkompetenzen in Endokrinologie und Diabetologie zu erwerben.
Nicht fachspezifische Weiterbildung (3 Jahre)
Dieser Teil sollte idealerweise vor Beginn der Spezialisierung absolviert werden.
Es bestehen zwei Varianten:
- Variante 1: 3 Jahre klinische Allgemeine Innere Medizin
- Variante 2: ,5 Jahre klinische Allgemeine Innere Medizin + 6 Monate klinische Kinder- und Jugendmedizin
Fachspezifische Weiterbildung (3 Jahre)
Die fachspezifische Ausbildung vermittelt vertiefte Kenntnisse und Fertigkeiten im gesamten Spektrum der Endokrinologie und Diabetologie. Sie ist wie folgt geregelt:
- Mindestzeiten in den Kernbereichen: 1 Jahr klinische Endokrinologie (Kategorie A); 1 Jahr klinische Diabetologie (Kategorie A)
- Forschung und wissenschaftliche Tätigkeit: Höchstens 1 Jahr kann in nicht klinischen wissenschaftlichen Bereichen (Kategorie C, z. Forschungslaboratorien) absolviert werden. Alternativ kann eine abgeschlossene MD/PhD-Ausbildung für maximal 1 Jahr angerechnet werden, unabhängig vom thematischen Bezug zum Fachgebiet.
- Praxisassistenz: Eine Tätigkeit in einer anerkannten endokrinologischen oder diabetologischen Praxis kann bis zu 12 Monateangerechnet werden.
- Auslandaufenthalte: Bis zu 1,5 Jahre der fachspezifischen Weiterbildung dürfen im Ausland absolviert werden, sofern die Institution einer schweizerischen Weiterbildungsstätte der Kategorie A entspricht.
Diese klar strukturierten Ausbildungsabschnitte gewährleisten, dass die Fachärzte eine ausgewogene Kombination aus klinischer Erfahrung, theoretischem Wissen und gegebenenfalls wissenschaftlicher Vertiefung erwerben.
Zusätzliche Regularien
Während der gesamten Weiterbildung ist das Führen eines Logbuchs verpflichtend. Darin werden die Lernziele und alle geforderten Lernschritte dokumentiert.
Zusätzlich gelten folgende Bestimmungen:
- Publikation oder wissenschaftliche Arbeit:
Jeder Kandidat muss Erst- oder Letztautor einer wissenschaftlichen Publikation sein, die in einer peer-reviewten Fachzeitschrift publiziert oder zur Publikation angenommen wurde. Alternativ kann auch eine Dissertation anerkannt werden. Zulässig sind Originalarbeiten, Meta-Analysen, Übersichtsarbeiten oder ausführlich referenzierte Fallberichte mit einem Textumfang von mindestens 1’000 Wörtern. Das Thema muss nicht aus dem Fachgebiet der Endokrinologie oder Diabetologie stammen. - Präsentationen und Fortbildungen:
- Nachweis einer Präsentation (Vortrag oder Poster) an einer anerkannten Weiterbildungstagung in Endokrinologie/Diabetologie oder an der Jahresversammlung der SGIM
- Teilnahme an sechs von der SGED anerkannten Fortbildungsveranstaltungen (In- oder Ausland) mit insgesamt mindestens 40 Credits
- Absolvierung eines einführenden Ultraschallkurses «Schilddrüse» sowie Durchführung von mindestens 100 Schilddrüsensonographien, davon 50 unter Supervision
- Anrechnung ausländischer Weiterbildung:
Eine teilweise Anrechnung ausländischer Weiterbildungszeiten ist möglich. Mindestens 1,5 Jahre der fachspezifischen Weiterbildung müssen jedoch in der Schweiz an anerkannten Weiterbildungsstätten erfolgen. Vorab sollte die Zustimmung der Titelkommission eingeholt werden. - Kurzperioden und Teilzeit:
Die Weiterbildung kann in Teilzeit oder in Form von Kurzperioden durchgeführt werden. Hierbei sind die Vorgaben der Weiterbildungsordnung (Art. 30 und 32 WBO) zu beachten.
Inhalte der Weiterbildung Endokrinologie / Diabetologie
Der allgemeine Lernzielkatalog, der einen Anhang zur WBO darstellt, ist für alle Fachgebiete verbindlich und dient als Grundlage für die Weiterbildungskonzepte der einzelnen Weiterbildungsstätten. Dazu gehören insbesondere auch Ethik, Gesundheitsökonomie, Pharmakotherapie, Patientensicherheit und Qualitätssicherung. Die Inhalte der Weiterbildung im Bereich Endokrinologie und Diabetologie umfassen:
Pathophysiologie, Klinik und Diagnostik endokriner Erkrankungen
Neuste Kenntnisse der Pathophysiologie, sowie eigene Erfahrungen in Klinik, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus und aller wichtigen endokrinologischen Krankheiten des Erwachsenen. Falls nicht anders, werden vertiefte Kenntnisse und umfassende Kompetenzen bezüglich Diagnostik, Indikationsstellung und Durchführung von Therapien erwartet. Namentlich handelt es sich dabei um:
Diabetes mellitus Typ 1 und 2, andere Diabetesursachen (z.B. Steroiddiabetes)
- Komplikationen des Diabetes
- Diabetes in der Schwangerschaft
- Stationäre und ambulante Betreuung von Diabetespatienten
- Instruktion von Diabetespatienten
- Spezielle Probleme der Insulintherapie
- Kenntnisse über Diabetesernährung und Verordnung eines Ernährungsplans
- Prävention und Therapie des diabetischen Fusses – Prävention der Spätkomplikation
- Kenntnisse der psychosozialen Probleme der Patienten mit Diabetes
Hypoglykämie
- Diagnostik und Therapie
Lipidstoffwechsel / Adipositas
- Diagnostik der Dyslipidämie
- Adipositas-Evaluation und Therapieoptionen
- Präooperative Evaluation und postoperative Betreuung nach bariatrischer Chirurgie – Metabolisches Syndrom
- Ernährungs- und Diätprobleme
- Medikamentöse Therapie
Schilddrüsenkrankheiten
- Hyper- und Hypothyreosen
- Schilddrüsenknoten
- Struma
- Schilddrüsenkarzinome
- Thyreoiditis
Hypothalamus- und Hypophysenkrankheiten
- Hyperprolaktinämie, Prolaktinom, Akromegalie, zentraler Morbus Cushing, andere Hypophysentumoren, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) und Diabetes insipidus
Nebennierenkrankheiten
- Nebennieren-Insuffizienz
- Adrenogenitales Syndrom
- Tumore von Nebennierenrinde und -mark
- Cushing-Syndrom, Phaeochromozytom, Hyperaldosteronismus
- Inzidentalome
Endokrine Hypertonie
Kalzium- und Knochenstoffwechsel
- Osteoporose – Osteomalazie
- Krankheiten des Knochenstoffwechsels
- Hyper- und Hypoparathyreoidismus
- medulläres Schilddrüsenkarzinom
Grundkenntnisse über Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Binge Eating Disorder)
Grundkenntnisse in gynäkologischer Endokrinologie
- Amenorrhoe, Infertilität, polyzystische Ovarien (PCO-Syndrom)
- Hirsutismus
- Menopause
Grundkenntnisse in andrologischer Endokrinologie
- Männlicher Hypogonadismus
- Impotenz
- Gynäkomastie
Polyendokrinopathien
- Klinik und Genetik der vererbten polyglandulären Endokrinopathien Paraneoplastisch bedingte Endokrinopathien
Störungen des Wachstums und der Pubertät
Grundkenntnisse der klinischen Ernährung und angeborener Stoffwechselkrankheiten (beim Erwachsenen)
- Beurteilung des Nährstoffbedarfs beim Gesunden und bei Erkrankungen
- Kenntnisse über die Elemente von präventiven und therapeutischen Ernährungsmassnahmen, inklusive Prävention von Diabetes, Adipositas, Atherosklerose und bestimmte Tumorleiden
- Erkennung und Behandlung der wichtigsten Nährstoffmangel
- Kenntnisse von Pathophysiologie und Therapie der wichtigsten angeborenen Stoffwechselkrankheiten (inborn errors of metabolism)
Labormethoden und Qualitätssicherung
Im Verlaufe der Weiterbildung hat sich der Kandidat mit der praktischen Durchführung der Labormethoden für Hormonbestimmungen vertraut zu machen. Weiter werden Grundkenntnisse über Labororganisation, Qualitätssicherung, Prä- und Postanalytik, wichtiger Apparate, sowie Kompetenz der Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation von endokrinologischen Funktionstests verlangt.
- praktische Durchführung von Labormethoden für Hormonbestimmungen
- Grundkenntnisse der Labororganisation, wichtiger Apparate, der Qualitätssicherung, Prä- und Postanalytik
- Kompetenz der Indikationsstellung
- Durchführung und Interpretation von endokrinologischen Funktionstests
(Vertiefte) Kenntnisse und Indikationen zu Spezialmethoden und Therapien spezieller Themenbereiche
Weiter werden die Kenntnisse folgender Spezialmethoden, Therapien und Themenbereiche verlangt:
- Vertiefte Kenntnisse der Indikation, selbständige Durchführung und Interpretation der Feinnadelpunktion der Schilddrüse
- Vertiefte Kenntnisse der Indikation, selbstständige Durchführung und Interpretation der Schilddrüse
- Vertiefte Kenntnisse der Indikation, Durchführung und Interpretation folgender Untersuchungen:
- kontinuierliche Blutdruckmessung
- kontinuierliche Blutzuckermessung
- arterieller Gefässstatus (mittels Doppler, inkl. Knöchel-Arm-Index)
- Exophthalmometrie
- elektrophysiologische Untersuchung vegetativer Funktionen (z.B. Bestimmung des RR-Intervalls)
- Messung des Grundumsatzes mittels indirekter Kalorimetrie
- Kenntnisse der Indikation und Grundlagen für Spezialbehandlungen von endokrinologischen Krankheiten und des Diabetes mellitus:
- Radiojodtherapie der Hyperthyreose und des Schilddrüsenkarzinoms, Intensivierte Insulin-Therapie Insulinpumpentherapie etc.
- Kenntnisse der Indikationen der endokrinen Chirurgie und des prä-, peri- und postoperativen Managements von Patienten mit endokrinen Krankheiten und Diabetes mellitus
- Kenntnisse der Indikation, der Methoden, des Nutzens und der Risiken der bariatrischen Chirurgie
- Neuroradiologische und neurochirurgische Kenntnisse der Hypophysenkrankheiten
- Fähigkeit zur korrekten Anwendung der Hormone und der endokrin bzw. metabolisch wirksamen Arzneimittel unter Berücksichtigung deren Interaktionen und des therapeutischen Nutzens (Kosten-Nutzenrelation). Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen für die Verschreibung und Kontrolle von Arzneimitteln in der Schweiz
- Beherrschung von Notfallsituationen in den Gebieten Diabetologie, Endokrinologie und Stoffwechsel
- Kenntnisse der psychischen und psychosozialen Implikationen bei endokrinen Störungen (inkl. Diabetes mellitus)
Facharzt Endokrinologie und Diabetologie – Facharztprüfung
Die Facharztprüfung darf im letzten reglementierten Jahr der Weiterbildung zum Facharzt der Endokrinologie und Diabetologie abgelegt werden. Sie besteht aus zwei Teilen, einem schriftlichen und einem mündlichen Test. Abgeprüft werden die definierten Lerninhalte der Weiterbildung.
Der schriftliche Teil der Facharztprüfung findet auf Englisch statt. Prüflinge bekommen Fragebögen mit 100 Fragen. Zu jeder Frage sind mehrere Antwortmöglichkeiten vorformuliert (Multiple Choice). Zur Bearbeitung stehen vier Stunden zur Verfügung.
Der mündliche Prüfungsteil wird auf Englisch, Deutsch, Französisch oder Italienisch durchgeführt, sofern ein Examinator vor Ort ist, der dem Sprachwunsch des Prüflings entsprechen kann. Die mündliche Prüfung dauert eine Stunde und umfasst je ein Patientendossier im Bereich der Diabetologie und eines im Bereich der Endokrinologie.
Beide Teile der Prüfung können nur „bestanden“ oder „nicht bestanden“ werden. Die Facharztprüfung gilt als erfolgreich bestanden, wenn der schriftliche Prüfungsteil bestanden ist, der mündliche Prüfungsteil im Bereich Diabetologie bestanden ist und der mündliche Prüfungsteil im Bereich der Endokrinologie bestanden ist. Mit dem Bestehen der Facharztprüfung wird das eidgenössische Arztdiplom als Facharzt der Endokrinologie und Diabetologie erworben.
Die Fachgesellschaft führt die Facharztprüfung mindestens einmal jährlich durch. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Anmeldefrist endet mehrere Wochen vor dem Prüfungstermin. Zudem wird eine Prüfungsgebühr von CHF 1’000 erhoben.
Jobs als Arzt in der Endokrinologie und Diabetologie
Fachärzte für Endokrinologie und Diabetologie haben in der Schweiz vielseitige berufliche Perspektiven. Sie arbeiten häufig in Spitälern, spezialisierten Ambulanzen oder universitären Kliniken, wo sie sowohl stationäre als auch ambulante Patienten betreuen. Neben klinischen Tätigkeiten bestehen Einsatzmöglichkeiten in Forschung, Lehre und in leitenden Funktionen.
Auch eine Tätigkeit in einer eigenen Praxis oder in einer Gruppenpraxis ist üblich, insbesondere zur langfristigen Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus oder komplexen endokrinologischen Erkrankungen. Darüber hinaus gibt es Stellen in Rehabilitationskliniken, bei Krankenkassen oder in der Pharmaindustrie, etwa im Bereich klinischer Studien oder der medizinischen Beratung.
Die Nachfrage nach qualifizierten Endokrinologen und Diabetologen bleibt hoch, da Stoffwechselerkrankungen und hormonelle Störungen in der Bevölkerung kontinuierlich zunehmen. Entsprechend bestehen attraktive Karrierechancen in verschiedenen Versorgungsstrukturen und Regionen.
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