
Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH ist im ambulanten und stationären Bereich tätig und behandelt sowohl einfache als auch komplexe Krankheiten. Sowohl in der Hausarztpraxis als auch im Spital stellt der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin den ersten Ansprechpartner und eine Vertrauensperson für die Patienten dar. Daher benötigt man sowohl ein breit gefächertes medizinisches Wissen als auch ein hohes Mass an sozialen Kompetenzen.
Inhaltsverzeichnis
Sämtliche Infos rund um die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine Innere Medizin in der Schweiz sowie zur Tätigkeit im Alltag von Fachärzten in diesem Bereich sind in diesem Beitrag zusammengefasst.
Tätigkeiten Facharzt Allgemeine Innere Medizin
Fachärzte für Allgemeine Innere Medizin arbeiten nach Abschluss der Weiterbildung meist in einer Hausarztpraxis als Praxisinternist oder in einem Spital als Spitalinternist. Auch Ambulatorien, Heime, Notfallpraxen, Arzthäuser, Walk-in-Praxen oder MVZ kommen als mögliche Arbeitsorte in Frage. Dabei sind sie für die umfassende und kontinuierliche Betreuung von Patienten im ambulanten und stationären Bereich zuständig.
Als Hausarzt ist man für die ambulante Grundversorgung und generelle internistische Abklärung zuständig, aber auch orthopädische und kleinchirurgische Behandlungen können zum Berufsalltag gehören. Im ambulanten Bereich deckt der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin die häufigsten Behandlungen ab und stellt somit den Grundstein des schweizerischen Gesundheitssystems dar. Mehr zu den Tätigkeiten in der Facharztrichtung hier:
Ziele der Weiterbildung Allgemeine Innere Medizin
Ziel der Weiterbildung ist es dem angehenden Facharzt für Allgemeine Innere Medizin breitgefächerte klinische, wissenschaftliche als auch soziale Kompetenzen zu vermitteln. Es werden sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse vermittelt. Somit soll der Allgemeininternist ein weitreichendes Spektrum von medizinischen Fragen abdecken können. Sowohl Prävention als auch Notfall- und Akutmedizin, sowie chronische Krankheiten, Rehabilitation und Palliativmedizin sind Inhalte, die der Facharzt am Ende der Weiterbildung beherrschen sollte. Insbesondere Über-, Unter- oder Fehlversorgungen sollte er grundsätzlich vermeiden können. Daher sind eine korrekte Diagnose und die richtige Vorgehensweise wichtige Kernelemente, die sich ein Facharzt aneignen muss, um die Qualität und das Patientenwohl sicher stellen zu können. Darüber hinaus sollen Fachärzte für Allgemeine Innere Medizin in der Lage sein, wissenschaftliche Arbeiten und Fachmeinungen kritisch zu werten und die relevanten Schlüsse für sich und das Spital daraus ziehen können.
Voraussetzungen für die Facharztausbildung Allgemeine Innere Medizin FMH
Um in der Schweiz eine Facharztausbildung zu beginnen, muss zunächst das Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und das eidgenössische Arztdiplom erlangt werden. Dieses Diplom stellt die Voraussetzung für die Berufsausübungsbewilligung dar, welche die Arbeit als Assistenzarzt ermöglicht. Ausländische Abschlüsse müssen von der Medizinalberufekommission (MEBEKO) anerkannt werden. Nach Erhalt der Bewilligung kann die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine Innere Medizin in einer anerkannten Weiterbildungseinrichtung gestartet werden. Diese umfasst mehrere Jahre klinische Tätigkeit unter Supervision, kombiniert mit theoretischen Weiterbildungen, bevor die abschließende Facharztprüfung abgelegt wird. Anschließend kann man als Allgemeininternist in Spital oder der Praxis erster Ansprechpartner für Patienten und eine der wichtigsten Säulen im Gesundheitssystem der Schweiz werden.
Überblick aller Facharztausbildungen
Überblick aller Facharztrichtungen
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Allgemeine Innere Medizin
Das Weiterbildungsprogramm ist seit dem 1. Januar 2011 in Kraft. Es vereint die vorher getrennten Programme „Facharzt Innere Medizin FMH“ und „Facharzt Allgemeinmedizin FMH“. Die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine Innere Medizin dauert in der Regel fünf Jahre. Dabei bestehen drei Jahre aus einer Basisausbildung im Bereich Allgemeine Innere Medizin und zwei Jahre aus einer gewählten Vertiefung zum Spitalinternist oder Hausarzt. Im Überblick sieht die Facharztrichtung dann folgendermaßen aus:
- 3 Jahre Basisweiterbildung (mindestens 2 Jahre stationäre Innere Medizin und 6 Monate ambulante Innere Medizin)
- 2 Jahre Ausbauweiterbildung, die in frei wählbaren Fachbereichen mit Patientenkontakt abgelegt werden kann, Fokus auf Spitalinternist oder Hausarzt als Orientierung
Im Weiterbildungsprogramm gibt es ein paar Bestimmungen, die beachtet werden müssen. So müssen angehende Fachärzte zum Beispiel mindestens ein Jahr der Weiterbildung an einer zweiten Weiterbildungsstätte in einem anderen Spital durchführen. Mindestens drei Monate müssen sie in einer Notfallstation, einer internistischen oder interdisziplinären Notfallstation absolvieren. Mindestens 18 Monate müssen in an einer anerkannten Weiterbildungsstätte für Allgemeine Innere Medizin in der Schweiz absolviert werden. Ebenfalls gut zu wissen: Wer eine wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich der Medizin oder eine Weiterbildung im Rahmen von Hilfsaktionen, Militärdienst oder Zivildienst durchgeführt hat kann sich bis zu sechs Monate davon anrechnen lassen. Grundsätzlich ist das Führen eines Logbuchs, in dem Ziele und Lernerfolge der Weiterbildung festgehalten werden, verpflichtend.
Inhalte der Weiterbildung Allgemeine Innere Medizin
Die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine Innere Medizin deckt ein breit gefächertes Spektrum an Inhalten ab. In den ersten drei Jahren der Basisweiterbildung werden unter anderem anerkannte Methoden der Prävention, Diagnostik und Differenzialdiagnostik behandelt. Die Behandlung von Patienten mit nicht heilbaren, präterminalen und terminalen Krankheiten (Palliativmedizin) sowie die Behandlung von Patienten mit akuten, chronischen und asymptomatischen internistischen Erkrankungen ist Teil des Programms.
Das SWIF Weiterbildungsprogramm gibt relevanten Weiterbildungsinhalte vor. Diese sind abhängig davon, ob man das Curriculum für Spitalinternisten oder das hausärztliche Curriculum durchläuft. Unter anderem müssen Fachärzte am Ende ihrer Ausbildung folgende Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen:
Allgemeinsymptome/Leitsymptome
Kenntnisse, z. B.
- Fieber, Nachtschweiß und Hyperthermie
- Schwellung und Ödeme
- Gewichtszunahme und Adipositas
Spezifische Störungen von Kopf, Auge, Ohr, Hals
Fertigkeiten (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums):
- Entfernung von Fremdkörpern aus dem Auge (Konjunktiv und Kornea)
- Verabreichen von Augentropfen
- Fluoreszenztestung
- Cerumen-Extraktion, Ohrspülung
- Anlegen nasaler Tamponaden
Kenntnisse, u.a.
- Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit (Photophobie), Lichtblitze, schwebende Objekte, Doppelbilder (Diplopie), verschwommenes Sehen, Amblyopie (Schwachsichtigkeit), Nachtblindheit
- Schwellung von Lid, Gesicht, Lippen, Nase
- Hörverlust, Hyper-/Hypoakusis, Taubheit, Tinnitus, Ohrenschmerzen, Otorrhoe
Spezifische Störungen der Haut
Fertigkeiten
- Abstrich, Biopsie Entnahme
- Pricktest
- Exzision, Inzisiom
- Doppler-Sonografie der peripheren Gefäße
Kenntnisse, u.a.
- Verlust oder fehlendes Haar, übermäßiger Haarwuchs, Hyper-/Hypopigmentation, Nagelbeschwerden
- Ausschlag, Erythe
- Hautabnormalitäten
Spezielle Gynäkologische und Urologische Erkrankungen
Fertigkeiten
- Einlage eines Blasenkatheters
- Wechsel eines suprapubischen Katheters
- zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums:
- Routineuntersuchung in der Gynäkologie (bimanuelle Untersuchung; Abstrich- und Probenentnahme im Portio- und Zervixbereich)
- Betreuung einer normalen Schwangerschaft und der Zeit nach der Geburt
- Beratung zur Familienplanung; Verhütung, Schwangerschaftsabbruch
Kenntnisse, u.a.
- Menopausale Symptome
- Mitbehandlung der “Männergesundheit”: Hodenschmerzen, Schwellung, Fremdkörpergefühl, Urethraler Ausfluss, Harnverhalt
- Sexuelle Dysfunktion und Beschwerden, STIs
- zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums:
- Fruchtbarkeitsthemen (Fertilität, Sterilisation), Hormonstörung, Midlife-Crisis
- Menopause
- Grundsätze der Schwangerschaftsversorgung und -Vorsorge
Spezifische Störungen von Herz und Lunge
Fähigkeiten, u.a.
- 24-Stunden-Blutdruckmessung
- Belastungs-EKG
- Spirometrie, Peak-Flow-Messung
- Ergometrie
Kenntnisse, z. B.
- Akute Brustschmerzen
- Arterielle Hypertonie
Spezielle Beschwerden des Abdomens
Fertigkeiten
- Aszitespunktion/-Drainage
- Nasogastrale Sonde
- Versorgung von Stoma, PEG, Magensonde
- Ernährungsberatung
Kenntnisse, u.a.
- Akutes Abdomen
- spitalinternistische Mitbehandlung akutes Abdomen
- Gelbsucht (Ikterus)
- Übelkeit, Erbrechen, Dysphagie, Regurgitation
Spezielle Beschwerden von Niere, Urogenitaltrakt
Fertigkeiten
- Katheterisation
- Ultraschall Nieren und Blase
Kenntnisse, z. B.
- Polyurie, Polydypsie
- Elektrolytverschiebung
- Mitbehandlung Elektrolytverschiebung bei realer Ersatztherapie
Spezielle muskuloskelettale Symptome
Fertigkeiten
- Kenntnisse über interventionelle und chirurgische Behandlungsoptionen
- Kenntnisse über die postoperative Betreuung nach größeren orthopädischen Eingriffen
- Intraartikuläre Punktionen / Infiltration des Knies, der Schulter, der Finger, der Zehen
Kenntnisse, u.a.
- Isolierte Rückenschmerzen
- Nackensteifigkeit, Schmerzen
Spezielle neurologische Symptome
Fertigkeiten
- Lumbalpunktion (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des Curriculums für Spitalärzte)
- Positionsmanöver (Epley, Hallpike usw.)
- Geriatrische Tests (z. B. MoCA, TUG, MMS, DEMMI, GDS)
Kenntnisse, u.a.
- Verhaltensänderung wie Panikstörungen, Depression oder Schlafstörung (SAS)
- Akute Symptome des zentralen Nervensystems: Schläfrigkeit, Somnolenz, Koma, Verwirrung, Delir, Desorganisierte Gangart, Sprache
- Synkope
Spezielle hämatologische Beschwerden
Fertigkeiten
- Knochenmarkspunktion/-Aspiration (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des Spitalarzt-Curriculums)
Kenntnisse, u.a.
- Verstärkte Blutung
- Blutung unter (D)OAC oder Thrombozytenaggregationshemmern
- ernährungsbedingte Gerinnungsstörung
- zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des Spitalärztlichen Curriculums:
- Disseminierte intravasale Koagulation
- DD Koagulopathien, erblich und erworben: Faktor-V-Leiden-Mutation, Thrombophilie, Hämophilie A und B, Von-Willebrand-Krankheit
- DD Thrombozytopenie, erblich, erworben (ITP)
- Thromboembolie
- Anämie und abnorme Anzahl roter Blutzellen
- Transfusion von Blutprodukten
Spezielle endokrinologische Beschwerden
Fertigkeiten
- Durchführung einfacher endokrinologischer Tests (GTT, ACTH-Test, Adrenokortikaler-Suppressionstest, etc.)
Kenntnisse u.a.
- Hormonelle Störung
Geriatrische Intervention
Kenntnisse, z. B.
- Grundwissen zur Epidemiologie des Alterns und der Behinderung
- Grundsätze von Langzeitpflegeeinrichtungen und häuslicher Pflege sowie finanziellen Auswirkungen
- Polymorbider, polymedikamentierter Patient
Verletzung und Trauma
Fertigkeiten
- lokale Hautanästhesie
- Wundreinigung, Anlegen und Entfernen von Nähten; Anlegen von Verbänden und Wundauflagen; Inzisionen, Exzisionen, Trepanationen (z. B. Nagel)
- (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums):
- Immobilisierung einer Gliedmaße (Verband und Hartverbände, Gips)
- Fingerluxation
- Heimlich-Manöver
Kenntnisse, u.a.
- Brandverletzung, Kälteverletzung
- Präoperatives Management und Postoperatives Management
Palliative Versorgung
Kenntnisse
- Ganzheitliche Betreuung in einer Lebensendphase
- Management von therapieresistenten Symptomen
Allgemeine Versorgung
Fertigkeiten
- peripherer intravenöser Zugang
- Planung und Management der parenteralen Verabreichung von Medikamenten
Kenntnisse, u.a.
- Beratung vor der Teilnahme an sportlichen Aktivitäten
- Immunisierung
- Anfrage für eine Untersuchung, Gesundheitsuntersuchung, radiologische und laboratorische Verfahren, Screening für asymptomatische Krankheiten
- Häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Belästigung, Mobbing
- Reisemedizin
- Feststellung der Arbeits- oder Schulunfähigkeit, Fehlzeiten
Kinder- und Jugendmedizin
Fertigkeiten
- Beteiligung an interdisziplinären Maßnahmen
- umfassende kinderärztliche Untersuchung mit Kenntnis möglicher Wachstums- und Entwicklungsstörungen, normaler Säugling und normales Kind: Untersuchung und Beurteilung (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums)
Kenntnisse
- Verhaltensstörung und psychiatrische Symptome (zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums)
zur eigenständigen Behandlung nur als Lernziel des hausärztlichen Curriculums):
- Störungen in Adoleszenz und Pubertät
- Anfrage nach Verhütung oder Notfallverhütung
Facharztprüfung in der Allgemeinen Inneren Medizin
Das Bestehen der Facharztprüfung ist die letzte Hürde, bevor man den Facharzttitel tragen darf. Zur Prüfung werden nur Ärzte mit einem eidgenössischen oder vom BAG anerkannten ausländischen Arztdiplom zugelassen. Die Prüfung besteht aus 120 Multiple-Choice-Fragen in englischer Sprache und wird von der Schweizerischen Gesellschaft Allgemeine Innere Medizin SGAIM organisiert sowie durch Mitglieder der Facharztprüfungskommission begleitet. Die Gebühr beträgt 900’00 CHF.
Karrierewege und Weiterbildung in der Allgemeinen Inneren Medizin
Als Facharzt für Allgemeine Innere Medizin in der Schweiz eröffnen sich zahlreiche Karrierewege und Weiterbildungsmöglichkeiten. Nach der Facharztausbildung können sich Ärzte in einer eigenen Praxis niederlassen oder in Gruppenpraxen und medizinischen Zentren arbeiten. Alternativ bieten Krankenhäuser Positionen als Oberarzt, leitender Arzt oder Chefarzt an, mit der Möglichkeit, Verantwortung für Stationen oder ganze Abteilungen zu übernehmen.
Zudem gibt es Weiterbildungen in speziellen Bereichen der Inneren Medizin, wie Kardiologie, Gastroenterologie oder Geriatrie, um sich weiter zu spezialisieren. Besonders gängig ist die Spezialisierung auf Geriatrie. Auch im Bereich der medizinischen Forschung, Lehre oder Gesundheitsmanagement stehen Fachärzten interessante Perspektiven offen, ebenso wie in der ärztlichen Weiterbildung als Supervisor oder Dozent. Zudem sind regelmäßige Fortbildungen und das Absolvieren eines Fähigkeitsprogramms für spezifische Zusatzkompetenzen, wie Notfallmedizin oder Ultraschall, übliche Schritte, um die berufliche Kompetenz stetig zu erweitern.
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