
Infektiologie ist ein spannendes und dynamisches medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Erkennung, Behandlung und Prävention von Infektionskrankheiten befasst. Dabei stehen Erkrankungen im Mittelpunkt, die durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursacht werden. Infektiologen arbeiten häufig interdisziplinär, zum Beispiel mit Mikrobiologen, Virologen oder Spezialisten der Inneren Medizin, und betreuen sowohl akute als auch chronische Fälle. Neben der direkten Patientenversorgung spielen Forschung, Spitalhygiene und Aufklärungsarbeit eine zentrale Rolle. Dieses Fachgebiet ist besonders wichtig, um auf neue Krankheitserreger zu reagieren, Resistenzen zu bekämpfen und die Ausbreitung von Infektionen wirksam zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Profil & Aufgaben: Erkennung, Behandlung und Prävention von Infektionskrankheiten (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten); interdisziplinär mit Mikrobiologie, Virologie, Innerer Medizin/Pädiatrie; direkte Patientenversorgung plus Forschung, Spitalhygiene und Aufklärung
- Weiterbildung & Dauer: 6 Jahre bis zum Facharzttitel Infektiologie: 3 Jahre fachspezifisch, 2,5–3 Jahre nicht fachspezifisch (z. B. Allgemeine Innere Medizin, Kinder‑ und Jugendmedizin); bis 6 Monate Tropen-/Reisemedizin anrechenbar; Voraussetzung: Medizinstudium + eidgenössisches Arztdiplom
- Krankheitsbilder & Leistungen: HIV, Hepatitis, Knochen‑/Fremdkörperinfektionen, multiresistente Erreger, zeckenübertragene Krankheiten, unklare Fieber; Konsiliardienst, Impfberatung/Vakzinologie, Antibiotic Stewardship, Reise‑ und Tropenmedizin
- Arbeitsorte & Karriere: Spitäler/Kliniken (Station, Ambulanz, Spitalhygiene), Praxen/Zentren, öffentliche Gesundheitsdienste, Forschung & Universitäten, internationale Organisationen
- Lohn (GAV‑Beispiel Bern): Assistenzärzte CHF 7’223–8’307/Monat, Oberärzte CHF 8’459–13’534/Monat; in Privatkliniken oder eigener Praxis oft höher
Wie wird man Infektiologe?
Um Infektiologe zu werden, braucht man zuerst ein abgeschlossenes Medizinstudium und das eidgenössische Arztdiplom. Danach folgt eine insgesamt sechsjährige Weiterbildung:
- 3 Jahre fachspezifische Weiterbildung in der Infektiologie
- 2,5 bis 3 Jahre nicht fachspezifische Weiterbildung: zum Beispiel in der Allgemeinen Inneren Medizin oder in der Kinder- und Jugendmedizin
Bis zu sechs Monate können in der Tropen- und Reisemedizin angerechnet werden. Wer bereits einen anerkannten Facharzttitel in diesem Bereich hat, kann ihn gleichwertig einbringen. Am Ende steht die Facharztprüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht und insgesamt rund vier Stunden dauert. Mehr zur Weiterbildung hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Infektiologie – Aufgaben
Infektiologie ist die Wissenschaft und Lehre von Infektionskrankheiten, die entstehen, wenn Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze in den menschlichen Körper eindringen, sich dort vermehren und den Organismus schädigen. Sie befasst sich mit den unterschiedlichen Übertragungswegen sowie den nötigen Tests zur sicheren Diagnose.
Infektiologen behandeln ein breites Spektrum an Erkrankungen. Ihre Aufgaben umfassen beispielsweise folgende:
- Knocheninfektionen
- durch Zeckenstiche übertragene Krankheiten
- HIV
- Hepatitis
- Infektionen nach Transplantationen
- Infektionen mit multiresistenten Bakterien
- grippeartige Erkrankungen wie H1N1
- unklare Fieberzustände
- Neuinfektionen bei immungeschwächten Personen
- Beratung zu Reisen und Tropenmedizin
- Betreuung bei erhöhter Infektanfälligkeit
- Behandlung von Stichverletzungen
- fremdkörperassoziierten Infektionen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf, zu verstehen, wie sich Infektionen in der Umwelt ausbreiten, und passende Massnahmen zu ergreifen, um dies zu verhindern. Dafür setzen sie Medikamente, Antibiotika, Impfungen und Hygienemassnahmen ein. Zudem leisten sie Aufklärungs- und Kampagnenarbeit, um verschiedene Zielgruppen über Infektionsprävention zu informieren. Häufig arbeiten sie eng mit Mikrobiologen, Virologen und anderen Fachpersonen zusammen und sind auch in der Forschung, etwa zur Spitalhygiene, aktiv.
Für wen ist die Fachrichtung Infektiologie interessant?
Die Fachrichtung Infektiologie ist besonders interessant für Ärzte, die Freude an interdisziplinärer Arbeit haben und gerne mit unterschiedlichen Fachgebieten wie Mikrobiologie, Virologie, Innerer Medizin, Pädiatrie oder Spitalhygiene zusammenarbeiten. Sie eignet sich für Menschen, die komplexe Krankheitsverläufe analysieren, rasch auf neue medizinische Entwicklungen reagieren und ihre Kenntnisse laufend erweitern möchten. Wer sich für die Erforschung neuer Infektionskrankheiten, den Umgang mit multiresistenten Erregern oder die Prävention von Ansteckungen interessiert, findet hier ein spannendes Betätigungsfeld.
Auch der Kontakt zu Patienten aus verschiedenen Kulturen, etwa in der Reise- und Tropenmedizin, macht die Arbeit abwechslungsreich. Die Fachrichtung spricht zudem alle an, die gerne wissenschaftlich arbeiten und ihr Wissen in Aufklärungs- und Präventionsprojekten weitergeben.
Wo kann man als Infektiologe arbeiten?
Infektiologen arbeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen. Die meisten sind an Kliniken und Spitälern tätig, oft in spezialisierten Abteilungen für Infektionskrankheiten oder in der Spitalhygiene. Dort betreuen sie stationäre und ambulante Patienten, führen Konsilien durch und arbeiten eng mit anderen Fachdisziplinen zusammen. Auch in Arztpraxen, insbesondere in Gemeinschaftspraxen oder spezialisierten Zentren, finden sie Einsatzmöglichkeiten.
Weitere Arbeitsfelder sind öffentliche Gesundheitsdienste, Forschungseinrichtungen, Universitäten oder internationale Organisationen, die sich mit Infektionsprävention und -bekämpfung befassen. Manche arbeiten zudem in Tropen- und Reisemedizin-Zentren oder beraten Firmen und Institutionen zu Hygienekonzepten und Impfstrategien.
Passende Jobs
Spezialisierungen und Weiterbildungen
Innerhalb der Infektiologie gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung. Beliebte Vertiefungen sind etwa Spitalhygiene und Vakzinologie. In diesen Bereichen geht es um die Prävention und Kontrolle von Infektionen im Krankenhaus sowie um die Entwicklung, Anwendung und Akzeptanz von Impfungen. Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf der Impfprävention, der Impfstoffsicherheit und der Epidemiologie bestimmter Krankheiten wie Pertussis. Weitere Themen sind die optimale Dosierung von Antibiotika bei Neugeborenen, Konzepte wie Antibiotic Stewardship zur verantwortungsvollen Anwendung von Antibiotika bei Kindern, sowie die Verbesserung der Diagnostik bei Atemwegserkrankungen, insbesondere Tuberkulose.
Auch die Erforschung von Biomarkern wie Zytokinprofilen bei Kindern mit respiratorischen oder anderen Infektionen gehört dazu. Darüber hinaus können Infektiologen sich auf spezielle Patientengruppen, etwa immungeschwächte Personen oder Reiserückkehrer, konzentrieren oder an internationalen Studien zur Ausbreitung und Bekämpfung neuer Infektionserreger mitwirken.
Infektiologie – Wie hoch ist der Lohn?
In öffentlichen Spitälern und Universitätskliniken richten sich die Löhne von Infektiologen oft nach Gesamtarbeitsverträgen (GAV). In Berner Spitälern verdienen Assistenzärzte beispielsweise während ihrer Weiterbildung je nach Ausbildungsstufe zwischen CHF 7’223 und CHF 8’307 pro Monat. Oberärzte erhalten dort monatlich zwischen CHF 8’459 und CHF 13’534. Die genaue Höhe des Gehalts hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Einsatzgebiet, Verantwortungsbereich, Institution und Region. In Privatkliniken oder in einer eigenen Praxis können die Einkommen deutlich höher ausfallen.












