
Die Schweizer Weiterbildung zum Facharzt in Neurochirurgie bereitet Ärzte darauf vor, hochspezialisierte Eingriffe am Gehirn, Rückenmark und peripheren Nervensystem durchzuführen. Sie verbindet fundiertes theoretisches Wissen mit intensiver praktischer Erfahrung in Operationssaal, in der Notfallversorgung und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Während der mehrjährigen Weiterbildung erwerben angehende Neurochirurgen umfassende Kenntnisse in Diagnostik, chirurgischer Technik und postoperativer Betreuung. Ziel ist es, Fachärzte hervorzubringen, die sowohl medizinisch-technische Exzellenz als auch präzise Entscheidungsfähigkeit in komplexen und zeitkritischen Situationen vereinen.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt Neurochirurgie – Tätigkeiten
Neurochirurgen diagnostizieren und behandeln Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Nervensystems, insbesondere von Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven. Zu ihren Aufgaben zählen die Durchführung komplexer Operationen, wie Tumorentfernungen, Wirbelsäuleneingriffe oder das Einsetzen von Implantaten, ebenso wie minimalinvasive Eingriffe. Sie werten bildgebende Verfahren wie MRT oder CT aus, planen präzise Behandlungsstrategien und arbeiten eng mit anderen Fachbereichen zusammen. Neben operativen Tätigkeiten betreuen sie Patienten vor und nach Eingriffen, überwachen deren Genesungsverlauf und passen Therapien bei Komplikationen oder neuen Befunden an. Mehr zu Aufgaben, Karriere und Gehalt von Neurochirurgen in der Schweiz gibt es hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen:
Weiterbildung Facharzt Neurochirurgie – Voraussetzungen
Für die Weiterbildung zum Facharzt für Neurochirurgie ist der Abschluss des Medizinstudiums sowie ein eidgenössisches Arztdiplom Voraussetzung. Damit kann man als Assistenzarzt die Weiterbildung beginnen.
Weiterbildung Facharzt Neurochirurgie – Dauer und Gliederung
Die Weiterbildung zum Facharzt Neurochirurgie erstreckt sich über insgesamt sechs Jahre und gliedert sich folgendermassen:
- bis zu 1 Jahr chirurgische Basisweiterbildung
In der Schweiz umfasst das einjährige chirurgische Basisweiterbildungsjahr eine fundierte Einführung in zentrale chirurgische Fähigkeiten und Abläufe. Dieses Jahr dient als solide Grundlage für weiterführende Facharztweiterbildungen, in denen spezialisierte chirurgische Fertigkeiten ausgebaut werden. Prinzipiell können die angehenden Fachärzte die chirurgische Basisweiterbildung in jeder chirurgischen Disziplin ablegen.
- 5 bis 6 Jahre fachspezifische Weiterbildung in Neurochirurgie
Für die Facharztweiterbildung in Neurochirurgie in der Schweiz müssen mindestens sechs Jahre an von der FMH anerkannten Weiterbildungsstätten absolviert werden, davon mindestens drei Jahre an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A. Ein Teil der Weiterbildung kann an Einrichtungen der Kategorie B erfolgen, während Tätigkeiten an Praxen (Kategorie C) in der Regel nicht angerechnet werden. Mindestens ein Jahr muss an einer zweiten Weiterbildungsstätte stattfinden, um ein breites Spektrum neurochirurgischer Techniken zu erlernen. Inhalte umfassen die operative Behandlung von Hirn- und Rückenmarkserkrankungen, neurotraumatologische Eingriffe, Wirbelsäulenchirurgie sowie die Betreuung von Patienten auf Intensivstationen.
Zusatzleistungen
Im Verlauf der Weiterbildung müssen die Ärzte in Weiterbildung folgende Zusatzleistungen erbracht haben:
- Besuch von systematischen Weiterbildungskursen in verschiedenen Bereichen (für mindestens 100 Credits; eine Teilnahme an einer Weiterbildung in Mikrochirurgie ist verpflichtend)
- Halten von mindestens zwei Vorträgen oder Postern bei Kongressen der SGNC im Themenbereich der Neurochirurgie
- Verfassen einer wissenschaftlichen Publikation als Erst- oder Letztautorin bzw. -autor in einer peer-reviewten Zeitschrift oder eine anerkannte Dissertation (das Fachgebiet muss nicht Neurochirurgie sein)
- Erwerb des Fähigkeitsausweises „Strahlenschutz in der Neurochirurgie“ gemäss den entsprechenden Richtlinien
- Durchführung von mindestens einem Gutachten unter Aufsicht (am besten in Kombination mit einem Gutachterkurs nach SGNC)
Facharzt Handchirurgie – Inhalte der chirurgischen Basisausbildung
Die Inhalte des einjährigen chirurgischen Basisweiterbildungsjahres in der Schweiz decken ein breites Spektrum grundlegender chirurgischer Kompetenzen ab. Dazu gehören das Erlernen und Anwenden elementarer Operationstechniken, die sichere Handhabung chirurgischer Instrumente sowie die Durchführung kleinerer Eingriffe unter Supervision. Ärzte trainieren die Wundversorgung, das Legen von Drainagen und Kathetern, den Umgang mit chirurgischen Nähten und die Versorgung von Notfällen. Ergänzend wird fundiertes Wissen in Anatomie, Physiologie und aseptischem Arbeiten vermittelt. Praktische Erfahrungen in der prä- und postoperativen Betreuung der Patienten runden die Ausbildung ab und bereiten gezielt auf spezialisierte chirurgische Weiterbildungen vor.
Inhalt der fachspezifischen Weiterbildung Neurochirurgie
Nach SIWF ist Ziel der fachspezifischen Weiterbildung das Erarbeiten theoretischer, wissenschaftlich fundierter Kenntnisse und der Erwerb der spezifischen praktischen Fertigkeiten zur konservativen, chirurgischen und mikrochirurgischen Versorgung von Krankheiten und Verletzungen im Bereich des Zentralen Nervensystems. Dies kann beispielhaft folgendes beinhalten:
- umfassende Kenntnisse der Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des zentralen und peripheren Nervensystems
- Wissen zu Verletzungen, Tumoren, Blutungen, Gefäßmissbildungen, degenerativen Erkrankungen und Fehlbildungen von Gehirn, Rückenmark und Wirbelsäule
- klinisch-neurologische und neurochirurgische Untersuchungsmethoden
- Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation bildgebender Verfahren (CT, MRT, Angiografie, Ultraschall)
- chirurgische Techniken laut Operationskatalog, einschliesslich mikrochirurgischer und minimalinvasiver Verfahren
- Kompetenzen in der chirurgischen Behandlung von Hirntumoren, Aneurysmen, Wirbelsäulenverletzungen, Bandscheibenvorfällen und peripheren Nervenläsionen
- sicherer Umgang mit Neuroendoskopie und stereotaktischen Operationstechniken
- Kenntnisse der operativen und konservativen Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata
- Techniken zur intrakraniellen Druckmessung, Liquordrainage und anderen intensivmedizinischen Massnahmen
- pharmakotherapeutisches Wissen für perioperative und neurointensive Betreuung
- Kenntnisse in der Nachbehandlung, Rehabilitation und Schmerztherapie neurologischer Patienten
- Kompetenzen in Dokumentation, Qualitätssicherung und Erstellung fachspezifischer Gutachten
- Fähigkeit zur Interpretation und kritischen Würdigung aktueller neurochirurgischer Forschung
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Neurologie, Intensivmedizin, Onkologie, Orthopädie und anderen Fachrichtungen
Operationskatalog Neurochirurgie
Während des fachspezifischen Teils der Weiterbildung zum Facharzt für Neurochirurgie ist folgender Operationskatalog zu erfüllen (bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtwerte):
Operative Eingriffe
- Spinale Operationen bei Diskushernien, Stenosen, epiduralen, subduralen, intraduralen oder intramedullären Prozessen (75)
- Ventrale Operationen an der Wirbelsäule (15)
- Komplexe spinale, stabilisierende und dekompressive Operationen (20)
- Vertebro-Kyphoplastien (10)
- Operationen bei kraniocerebralen supratentoriellen Prozessen, davon mind. 15 intraaxiale Tumoren (50)
- Operationen bei kraniocerebellären infratentoriellen Prozessen (8)
- Operationen bei Störungen des Liquorsystemes (15)
- Kraniotomien bei Schädelhirntrauma, davon mind. 15 Epi- oder Subduralhämatome (20)
- Invasives, intrakranielles Monitoring / Externe Liquor-Drainagen (30)
- Operationen bei chronischen Subduralhämatomen / Hygromen (20)
- Operationen der funktionellen, zerebrovaskulären, pädiatrischen Neurochirurgie oder der peripheren Nerven (15)
- Schmerzeingriffe / diagnostische Eingriffe an Schädel oder Wirbelsäule (30)
Bildgebung
- Spinale intraoperative Bildgebung / Navigation / elektrophysiologisches Monitoring (30)
- Kraniozerebrale intraoperative Bildgebung / Navigation (30)
- Teilnahme an radiochirurgischen Planungen (10)
- Teilnahme an diagnostischen und/oder interventionellen neuroendovaskulären Verfahren (25)
Weiterbildung Facharzt Neurochirurgie – Facharztprüfung
Die Facharztprüfung in Neurochirurgie besteht in der Schweiz in der Regel aus zwei Teilen, wobei der schriftliche Teil vor dem mündlichen Teil abgelegt werden muss.
Die schriftliche Prüfung wird als Multiple-Choice-Prüfung abgenommen (mit 300 Fragen in englischer Sprache der European Association of Neuro Surgery (EANS)). Die mündliche Prüfung behandelt in zwei Abschnitten zu je 30 bis 45 Minuten Fallpräsentationen, klinische Entscheidungsfindung und praktische Fertigkeiten. Es wird ein kranieller und ein spinaler Fall geprüft. Die Prüfung kann auf deutsch, italienisch oder französisch stattfinden. Auch die Prüfungssprache Englisch kann nach Absprache festgelegt werden.
Beide Prüfungsteile müssen bestanden werden, um den Facharzttitel zu erlangen. Es wird empfohlen, die mündliche Prüfung spätestens mit Abschluss des letzten Weiterbildungsjahres abzulegen.
Dokumentation und Logbuch
In der Schweiz dient das Logbuch als zentrales Dokumentationsinstrument der ärztlichen Weiterbildung. Darin werden alle erworbenen Kenntnisse, praktischen Fertigkeiten und absolvierte Operationen festgehalten. Es bildet den offiziellen Nachweis, dass die geforderten Inhalte der Weiterbildung gemäss Weiterbildungsordnung erfüllt wurden. Das Logbuch wird fortlaufend vom weiterbildenden Arzt bestätigt und regelmässig überprüft. Vor der Facharztprüfung muss es vollständig und korrekt geführt sein, um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Facharzt Neurochirurgie – Passende Jobs
In der Regel liegt der Arbeitsplatz als Neurochirurg im klinischen Bereich mit einer Anstellung in universitären oder kantonalen Spitälern. Hier sind die Chirurgen praktisch tätig oder arbeiten in der Forschung und/oder Lehre. Eine eigene Praxis oder die Arbeit im ambulanten Bereich ist in der Neurochirurgie eher selten, kann aber im Zusammenhang mit Schmerzbehandlung oder der Operation peripherer Leiden auch umsetzbar sein.
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