Als Spezialist für Infektionen befasst sich der Facharzt Infektiologie mit Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Prävention von übertragbaren Erkrankungen. Durch Virusmutationen, Antiobiotikaresistenzen, Globalisierung und weltweiten Reiseaktivitäten gehören Infektionskrankheiten weltweit zum Leben dazu – und breiten sich schneller aus als je zuvor. Durch die Klimaerwärmung fühlen sich klassische Tropenerkrankungen inzwischen auch in unseren Gefilden heimisch. Die Erforschung und Behandlung von Infektionskrankheiten besitzen daher einen hohen Stellenwert in der Medizin, um den drängenden Herausforderungen, wie z.B. multiresistente Keime, ‚emerging pathogens‘ oder Epidemien besser zu begegnen. Nicht erst pandemiebedingt belegen die Entwicklungen der letzten Jahre einen wachsenden Bedarf an Fachärzten Infektiologie.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Fachprofil: Spezialist für Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Prävention übertragbarer Krankheiten; typische Fälle u. a. HIV, Virushepatitis, STIs, Borreliose, COVID‑19, unklare Fieber; Impf- und Reisemedizin (inkl. Gelbfieber), Spitalhygiene; stark interdisziplinär
- Weiterbildung (Schweiz): 6 Jahre gesamt – 3 Jahre Infektiologie (≥18 Monate Kategorie A, ≤12 Monate Kategorie C; bis 12 Monate Infektionsprävention/-kontrolle; Forschung/MD‑PhD teils anrechenbar), 2,5 bis 3 Jahre nicht-fachspezifisch (Allgemeine Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin; ≥2 Jahre Kategorie A), bis 6 Monate Tropen-/Reisemedizin; Ausland/Teilzeit (≥50 %) möglich
- Inhalte & Skills: Antiinfektive Therapie und Resistenzmanagement, Impfstoffe/Immuntherapie, nosokomiale/iatrogene Infektionen, Ausbruchs- und Hygienemanagement (Isolation, Sterilisation, Dekontamination), Labortechniken und Befundinterpretation, Beratung/Prävention und Ethik
- Facharztprüfung: 3 Teile – schriftliches Mini-Review (60 Min), mündlich-theoretisch (≥10 Fragen, ~20 % Pädiatrie; Fragen auf Englisch), mündlich-praktisch (2 Konsile); Zulassung mit ≥18 Monaten fachspezifischer Weiterbildung; Prüfungsgebühr ca. 1’000 CHF
- Perspektiven: Einsätze in Spitälern (Konsildienst, Infektionsprävention), Spezialsprechstunden (z. B. HIV), Behörden/ÖGD; hoher Bedarf durch Antibiotikaresistenzen, emerging pathogens, Globalisierung und Klimawandel
Facharzt Infektiologie – Tätigkeiten
Der Facharzt Infektiologie forscht auf dem Gebiet Infektiologie und Spitalhygiene und ist Spezialist für Diagnostik und Therapie auf dem Gebiet der Infektionsprävention. Die gängigsten Infektionskrankheiten sind:
- Virushepatitis
- HIV
- Sexuell übertragbare Erkrankungen, z.B. Chlamydien-Infektionen und Syphilis
- Unklare Fieberzustände
- Borreliose
- COVID-19
Als Spezialist für alle übertragbaren Krankheiten wendet der Facharzt Infektiologie die zugehörigen Labormethoden zu deren Untersuchung an. In seiner Tätigkeit muss er häufig infektiologische Ursachen gegenüber anderen Ursachen abklären oder Immundefekte bei ausgeprägter Infektneigung ausschliessen. Er bietet u.a. Beratung vor Auslandsreisen zu notwendigen Impfungen und führt diese (z.B. gegen Gelbfieber) genauso durch wie Impfungen bei Immunsuppression. Darüber hinaus berät der Facharzt Infektiologie Patienten und Angehörige, zu bestimmten Themen auch in Spezialsprechstunden z.B. für HIV. Er kann ausserdem bei Behörden in der Prävention tätig sein, wo er an Aufklärung und Kampagnen zu Infektionsthemen wie z.B. der Coronapandemie mitarbeitet.
Das grosse Spektrum der Infektionskrankheiten und Tropenmedizin eröffnet ein breites Tätigkeitsfeld, in dem kaum ein Bereich der Inneren Medizin und der Humanmedizin unberührt bleibt. Interdisziplinäre Zusammenarbeit – gerade bei der Betreuung infizierter Patienten – gehört daher zum Tätigkeitsprofil des Infektiologen. Der Facharzt Infektiologie steht daher regelmässig als Berater für praktizierende Ärzte und Spitäler und zur Verfügung und steht in ständigem Kontakt mit Mikrobiologen, Virologen und ähnlichen Spezialisten. Mehr zu Karriere, Aufgaben und Gehalt in der Fachrichtung Infektiologie hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen:
Weiterbildung & Fortbildung
Entdecke die Bedeutung lebenslangen Lernens in der Medizin. Von Facharztausbildungen bis zu den neuesten Weiterbildungen zum Ausbau der Expertise.
Weiterbildung Facharzt Infektiologie – Voraussetzungen
Um die Weiterbildung zum Facharzt Infektiologie beginnen zu können, wird zunächst ein abgeschlossenes Medizinstudium mit eidgenössischem Arztdiplom benötigt oder ein vergleichbarer, anerkannter Abschluss.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Facharzt Infektiologie
Die Weiterbildung Facharzt Infektiologie dauert sechs Jahre und gliedert sich wie folgt:
3 Jahre fachspezifische Weiterbildung Infektiologie
Davon müssen mindestens 18 Monate in einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A absolviert werden und maximal 12 Monate an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie C. Maximal 12 Monate Weiterbildung können für den Schwerpunkt Infektionsprävention und -kontrolle im Gesundheitswesen angerechnet werden. Dabei können unter bestimmten Voraussetzungen Eine infektiologische Forschungstätigkeit und eine abgeschlossene MD/PhD-Ausbildung auf vorgängige Anfrage angerechnet werden.
2.5 bis 3 Jahre nicht-fachspezifische Weiterbildung
Die nicht-fachspezifische Weiterbildung kann entweder in der Allgemeinen Inneren Medizin oder in der Kinder- und Jugendmedizin absolviert werden. Mindestens zwei Jahre müssen jeweils an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A stattfinden.
Ein schon erworbener Facharzttitel dieser Gebiete ist gleichwertig. Bereits geleistete Forschungszeit kann nicht angerechnet werden.
Bis zu 6 Monate Tropen- und Reisemedizin
Dieser Teil ist ebenfalls nicht fachspezifisch. Ein eidgenössischer oder anerkannter Facharzttitel in Tropen- und Reisemedizin ist gleichwertig.
Eine Weiterbildung im Ausland ist unter bestimmten Voraussetzungen genauso anrechenbar wie eine gleichwertige ausländische Qualifikation in Infektiologie. Die Weiterbildung Facharzt Infektiologie kann auch in Teilzeit (mindestens 50 Prozent) absolviert werden.
Von der Wahl der richtigen Fachrichtung bis zu Tipps zur Bewältigung des Klinikalltags – alles, was Du für einen erfolgreichen Einstieg in die Welt der Medizin benötigst.
Assistenzarzt & Berufsstart
Inhalte der Weiterbildung Facharzt Infektiologie
Die übergeordneten Lernziele für den angehenden Facharzt Infektiologie umfassen Kenntnisse und Fähigkeiten auf theoretisch-wissenschaftlichem, klinischen und technischem Gebiet und können folgendermassen zusammengefasst werden:
Kenntnisse und Fähigkeiten auf theoretischem und wissenschaftlichem Gebiet des Facharzt Infektiologie:
- Lehre über Ursachen, krankhafte Veränderungen, Beschwerdebilder, Therapien, Prävention und Epidemiologie der Infektionskrankheiten
- Kritische Analyse und Interpretation wissenschaftlicher Arbeiten
- Labortechniken zur Diagnose und Überwachung der Behandlungen von Infektionskrankheiten
Kenntnisse und Fähigkeiten auf klinischem Gebiet des Facharzt Infektiologie:
- einheimische und importierte Infektionskrankheiten, einschliesslich nosokomialer Infektionen
- spezifische Epidemiologie von Infektionserregern und deren Resistenzen sowie deren Implikationen für die Anpassung von internationalen Richtlinien bezüglich Prophylaxe und Therapie von Infektionskrankheiten für die Schweiz und ihre Nachbarländer
- Anamnese unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte der Infektiologie und Erhebung eines korrekten klinischen Status
- Aufstellung eines Untersuchungsplans und Diagnose bzw. Differentialdiagnose auf Basis vorliegender Daten
- Ausarbeitung eines Behandlungsplan und Überwachung der Durchführung
- individuelle und kollektive Präventivmassnahmen hinsichtlich Infektionskrankheiten
- antiinfektive, prophylaktische, empirische und therapeutische Behandlungen sowie der mit dem Einsatz von Antiinfektiva zusammenhängenden Probleme
- Pharmakokinetik, Neben- und Wechselwirkungen, einschliesslich des therapeutischen Nutzens im Hinblick auf eine sinnvolle Kosten-Nutzenrelation, sowie rechtlicher Grundlagen für die Verschreibung und Kontrolle von Arzneimitteln in der Schweiz
- Impfstoffe und Immuntherapie
- Beratung im Fall eines potenziellen Kontakts mit Infektionserregern
- iatrogene (durch ärztlichen Eingriff verursacht) und nosokomiale Infektionen sowie ihre Diagnose, Behandlung und Prävention
- Spitalhygiene, insbesondere Isolationsmassnahmen sowie Erkennung und Massnahmen bei Ausbrüchen
- Sterilisation, Desinfektion und Dekontamination
- professioneller Austausch mit Ärzten anderer Fachbereiche
- ethische Grundsätze im Umgang mit Patienten und Kollegen
Kenntnisse auf technischem Gebiet des Facharzt Infektiologie:
- Techniken zur Bestimmung der Ursachen von Infektionskrankheiten und zur Durchführung ihrer Behandlung wie:
- Methoden der Entnahme und des Transports von Proben
- Methoden zur Interpretation von Schnelltests
- Interpretation von mikrobiologischen Resultaten im Zusammenhang mit dem klinischen Erscheinungsbild des Patienten
- Methoden zur Anlage von Kulturen
- Methoden der Therapieüberwachung
Facharztprüfung Infektiologie
Die Prüfung Facharzt Infektiologie besteht aus drei Teilen. Der schriftliche Teil besteht aus einem Mini-Review über ein per Los gewähltes Thema zu einer für die Schweiz relevanten Infektionskrankheit. Dies muss innerhalb von 60 Minuten verfasst werden. Er kann auf Deutsch, Französisch, Italienisch oder Englisch abgelegt werden.
Der mündlich-theoretische Teil besteht aus der Beantwortung von mindestens zehn Fragen innerhalb von 30 Minuten. Davon sind etwa 20 Prozent Fragen aus dem Gebiet der pädiatrischen Infektiologie. Die Fragen sind auf Englisch gestellt. Die mündlichen Prüfungsteile können vom angehenden Facharzt Infektiologie auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch abgelegt werden.
Der mündlich-praktische Teil der Prüfung Facharzt Infektiologie umfasst die Durchführung von zwei Konsiliarbeurteilung von Patienten mit Teilen der Patientendossiers. Zwei Experten beurteilen den mündlichen und schriftlichen Konsiliarbericht des Kandidaten und stellen ihm diesbezügliche Fragen. Die vorgesehene Zeit zur Untersuchung des Patienten inklusive Studium des Patientendossiers beträgt zwei Stunden. Die Zeit für den Bericht und die Fallbesprechung mit den Experten beträgt 30 Minuten.
Zur Prüfung Facharzt Infektiologie wird nur zugelassen, wer über ein eidgenössisches oder anerkanntes ausländisches Arztdiplom verfügt. Zum Zeitpunkt der Facharztprüfung müssen mindestens 18 Monate anrechenbare fachspezifische Weiterbildung ausgewiesen werden. Außerdem muss für die Prüfung ein Unkostenbeitrag von insgesamt 1‘000 CHF gezahlt werden. Die Prüfung zum Facharzt Infektiologie gilt als bestanden, wenn alle drei Teile der Prüfung erfolgreich abgelegt werden.
Lohn und Gehalt
Alles Wichtige zum Arztgehalt mit Informationen zu Verdienstmöglichkeiten von Ärzten in Spital, Ordination und MVZ sowie mit eigener Niederlassung.
Jobs als Arzt in der Infektiologie
Infektiologen arbeiten in der Schweiz vor allem hier:
- Universitätsspitäler (z. B. USZ, Inselspital, CHUV, HUG) und Kantons-/Regionalspitäler
- Spezialambulanzen: HIV-, Hepatitis-, Tuberkulose- und Reisemedizin/Tropenmedizin-Sprechstunden
- Labore: medizinische Mikrobiologie/Virologie/Serologie sowie Referenzlabore
- Öffentlicher Gesundheitsdienst: BAG und kantonale Gesundheitsämter
- Forschung & Lehre: Universitäten/Unikliniken und Institute
- Industrie & NGO
- Praxis/Konsiliarwesen mit eigener oder Gruppenpraxis (Infektiologie/Reisemedizin)
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Häufige Fragen zur Facharztweiterbildung Infektiologie
- Wie starte ich die Weiterbildung zum Facharzt für Infektiologie und welche Rotationen brauche ich?
- Ist die Facharztausbildung in Teilzeit möglich und wird Forschung anerkannt?
- Wie läuft die Facharztprüfung und wann darf ich antreten?
Du brauchst insgesamt 6 Jahre: 3 Jahre Infektiologie (mindestens 18 Monate an einer Kategorie-A-Weiterbildungsstätte, maximal 12 Monate Kategorie C; bis zu 12 Monate Anrechnung für Infektionsprävention/-kontrolle möglich) plus 2,5 bis 3 Jahre nicht-fachspezifisch (Allgemeine Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin, davon mindestens 2 Jahre an Kategorie A). Optional bis zu 6 Monate Tropen-/Reisemedizin. Plane frühzeitig Rotationen in Infektiologie, AIM/Pädiatrie und Tropenmedizin und kläre Anrechnungen vorab mit der Weiterbildungskommission.
Ja, eine Facharztausbildung ist in Teilzeit möglich (mindestens 50 Prozent). Forschung/MD-PhD sowie infektiologische Präventionszeit können unter bestimmten Bedingungen teilweise angerechnet werden – unbedingt vorgängig beantragen und schriftlich bestätigen lassen. Auslandszeiten sind anrechenbar, wenn gleichwertig; auch hier gilt: vorherige Anerkennungsprüfung einholen.
Die Facharztprüfung in Infektiologie hat drei Teile: schriftliches Mini-Review (60 Minuten), mündlich-theoretisch (min. 10 Fragen, ca. 20 % Pädiatrie; Fragen auf Englisch) und mündlich-praktisch (2 Konsile mit Fallbericht und Befragung). Zugelassen wirst du mit eidgenössischem/anerkanntem Arztdiplom und mindestens 18 Monaten fachspezifischer Infektiologie-Weiterbildung; Gebühr ca. 1’000 CHF. Vorbereitung: Konsildienst, Guidelines, Resistenzmanagement, Spitalhygiene und Fallübungen.
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