
Die Intensivmedizin ist ein anspruchsvolles und vielseitiges Fachgebiet der Medizin. Sie befasst sich mit der Behandlung von Patienten, die sich in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden oder schwerste Erkrankungen haben. Wer diesen Weg einschlägt, übernimmt viel Verantwortung, arbeitet interdisziplinär und trifft oft schwierige Entscheidungen. Der Weg zum Facharzttitel ist intensiv, bietet aber spannende berufliche Perspektiven – in Forschung, Lehre und klinischer Praxis.
Inhaltsverzeichnis
Wie wird man Intensivmediziner?
Um Facharzt in der Intensivmedizin zu werden, braucht man zuerst ein eidgenössisches Arztdiplom. Damit kann man die etwa sechsjährige Weiterbildung zum Facharzt Intensivmedizin beginnen. Diese besteht aus zwei Teilen:
- 2 bis 3,5 Jahre nicht fachspezifische Weiterbildung: Hier werden wichtige Grundlagen erlernt, die später für die spezialisierte Ausbildung benötigt werden.
- 2,5 bis 4 Jahre fachspezifische Weiterbildung: In der fachspezifischen Phase werden Patienten mit verschiedenen Erkrankungen behandelt und spezifisches Praxiswissen gesammelt.
Mehr zur Weiterbildung in der Facharztrichtung Intensivmedizin hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Intensivmedizin – Aufgaben
Intensivmediziner betreuen und pflegen schwerkranke Patienten, die sich in lebensbedrohlichen Zuständen befinden. Sie arbeiten eng mit spezialisiertem Pflegepersonal zusammen und sind auch oft an der Ausbildung dieses Personals aktiv. Neben der täglichen Arbeit auf der Intensivstation leisten sie Präventionsarbeit und engagieren sich in der wissenschaftlichen Forschung. Ausserdem können je nach Schwerpunkt in der Intensivmedizin unterschiedliche Behandlungs- und Therapieverfahren angewandt werden.
Beispiele der Tätigkeitsfelder
Herz- und Gefässchirurgie: Patienten, die sich einer Operation am Herzen oder an den Blutgefässen unterziehen, werden nach dem Eingriff engmaschig auf der Intensivstation überwacht. Die Überwachung umfasst unter anderem die Kreislaufstabilisierung, das Management von Herzrhythmusstörungen sowie die Steuerung von Beatmung und Blutgerinnung.
Innere Medizin: In der Inneren Medizin betreut die Intensivmedizin Patienten mit lebensbedrohlichen internistischen Erkrankungen wie Sepsis, Lungenversagen, schweren Stoffwechselentgleisungen oder akutem Nierenversagen. Die Behandlung erfolgt meist medikamentös und über technische Unterstützungssysteme wie Dialyse oder künstliche Beatmung. Ziel ist es, die Organfunktionen zu stabilisieren und die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln.
Neurochirurgie: Nach neurochirurgischen Eingriffen, zum Beispiel bei Hirnblutungen, Tumoren oder schweren Schädel-Hirn-Traumata, betreuen Intensivmediziner die Patienten auf spezialisierten Intensivstationen. Dabei ist die Kontrolle des Hirndrucks, der Atemfunktion und des Bewusstseins zentral. Auch Monitoring mittels intrakranieller Sensoren kommt häufig zum Einsatz, um rasch auf neurologische Verschlechterungen reagieren zu können.
Brandverletzungen: Schwerbrandverletzte benötigen eine hochspezialisierte intensivmedizinische Betreuung. Diese umfasst Schmerztherapie, Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, Beatmung sowie das Infektionsmanagement. Zusätzlich müssen die betroffenen Hautareale versorgt und oft mehrfach chirurgisch rekonstruiert werden. Die Behandlung dauert häufig Wochen bis Monate und erfordert ein interdisziplinäres Team.
Traumatologie: In der Traumatologie behandeln Intensivmediziner Patienten mit schweren Mehrfachverletzungen, zum Beispiel nach Verkehrsunfällen, direkt nach der Erstversorgung auf der Intensivstation. Hier stehen die Stabilisierung des Kreislaufs, die Kontrolle von inneren Blutungen, die Schmerztherapie sowie die Koordination weiterer chirurgischer Eingriffe im Vordergrund. Oft sind auch Beatmung und Langzeitüberwachung nötig.
Viszeral-, Thorax- und Transplantationschirurgie: Die Viszeral-, Thorax- und Transplantationschirurgie ist ein weiteres potenzielles Aufgabengebiet in der Intensivmedizin. Nach grossen Eingriffen an Bauchorganen (Viszeralchirurgie), Lunge (Thoraxchirurgie) oder im Rahmen einer Organtransplantation ist eine intensive Nachbetreuung notwendig. Die Intensivmedizin sichert dabei die Funktion der transplantierten Organe, überwacht die Immunreaktionen des Körpers und steuert Medikamente wie Immunsuppressiva. Auch postoperative Komplikationen wie Infektionen oder Abstossungsreaktionen werden hier behandelt.
Für wen ist die Fachrichtung Intensivmedizin interessant?
Die Intensivmedizin richtet sich an Ärzte, die gerne Verantwortung übernehmen und eine Intensivstation selbstständig führen möchten. Wer in diesem Fachbereich arbeitet, sollte nicht nur medizinisches Wissen mitbringen, sondern auch ethische, juristische und ökonomische Fragen sicher beurteilen können. Dies wird zum Beispiel relevant bei Entscheidungen rund um die Patientenverfügung und das Recht auf Selbstbestimmung. Zudem ist es in der Intensivmedizin oft von Vorteil, wenn man einen zweiten Facharzttitel in einem verwandten Gebiet, wie etwa Innere Medizin oder Anästhesiologie, anstrebt oder bereits besitzt.
Wo kann man als Intensivmediziner arbeiten?
Intensivmediziner arbeiten vor allem auf Intensivstationen in öffentlichen oder privaten Spitälern sowie in Universitätskliniken. Dort sind sie für die Behandlung und Überwachung von kritisch kranken Patienten zuständig und arbeiten eng mit Pflegepersonal und anderen Fachrichtungen zusammen.
Passende Jobs
Spezialisierungen und Weiterbildungen
Intensivmediziner können sich auf verschiedene Schwerpunkte spezialisieren und in verschiedenen Bereichen Weiterbildungen absolvieren. Dazu gehören unter anderem:
- Chirurgische Intensivstationen: Betreuung von Patienten nach Herz-, Thorax-, Viszeral- oder Transplantationsoperationen
- Internistische Intensivstationen: Fokus auf komplexe internistische Krankheitsbilder wie Sepsis, akutes Organversagen und kardiovaskuläre Krisen
- Pädiatrische Intensivstationen: Versorgung von Neugeborenen und Kindern
- Neurovaskuläre Intensivstationen: Spezialisierung im Bereich akute Schlaganfälle und neurologische Überwachungsindikationen
- Transplantationsintensivmedizin: Arbeit auf Stationen mit Herz-, Lungen- oder Lebertransplantationen, inklusive Hirntoddiagnostik
- Interdisziplinäre Intensivmedizin: Für Ärzte, die über die traditionellen Segmente hinaus in multidisziplinären Bereichen tätig sein wollen – kombiniert zum Beispiel Aspekte der Inneren Medizin, Chirurgie und Neurovaskularbehandlung
Zusätzlich engagieren sich viele Intensivmediziner in Lehre und Forschung. Auch die Ausbildung von neuen Ärzten und der Unterricht an Universitäten kann durch Intensivmediziner durchgeführt werden.
Intensivmedizin – Wie hoch ist der Lohn?
Der Lohn in der Intensivmedizin variiert je nach Funktion, Ausbildungsstand und Arbeitsort. Fachärzte verdienen in der Schweiz im Durchschnitt rund CHF 11’165 monatlich, also CHF 133’989 jährlich.
In öffentlichen Spitälern und Kliniken werden Löhne in der Regel durch Gesamtarbeitsverträge festgelegt. Berner Spitäler sehen zum Beispiel für Assistenzärzte während ihrer Weiterbildung einen Lohn zwischen CHF 7’223 und CHF 8’307 monatlich vor, abhängig von ihrer Erfahrung. Oberärzte erhalten dort monatlich zwischen CHF 8’459 CHF und CHF 13’534. Der genaue Lohn hängt unter anderem von der Klinik, dem Tätigkeitsbereich und dem Umfang der Verantwortung ab.
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