
Die Arbeitsmedizin ist ein spannendes und vielseitiges Fachgebiet an der Schnittstelle zwischen Medizin, Arbeitswelt und Prävention. Die Facharztrichtung beschäftigt sich mit dem Schutz und der Förderung der Gesundheit von Arbeitnehmenden – und das in ganz unterschiedlichen Branchen. Ob im Büro, auf der Baustelle oder in der Klinik: Arbeitsmediziner beurteilen Risiken, behandeln arbeitsbedingte Erkrankungen und begleiten Menschen bei der Rückkehr in den Beruf. Wer Interesse an medizinischer Verantwortung, strukturiertem Arbeiten und geregelten Arbeitszeiten hat, findet in der Arbeitsmedizin eine attraktive berufliche Perspektive.
Inhaltsverzeichnis
Wie wird man Arbeitsmediziner?
Um Arbeitsmediziner zu werden, braucht es zuerst ein abgeschlossenes Medizinstudium. Danach folgt eine fünfjährige Facharztweiterbildung. Diese teilt sich auf in zweieinhalb Jahre fachspezifische Weiterbildung in der Arbeitsmedizin und zweieinhalb Jahre fachunspezifische Weiterbildung in verwandten medizinischen Bereichen. Zusätzlich müssen angehende Arbeitsmediziner mehrere theoretische Kurse besuchen, um ihr Wissen zu vertiefen.
Am Ende der Facharztausbildung in Arbeitsmedizin steht eine mündliche Prüfung. Diese dauert insgesamt zwei Stunden und besteht aus der Analyse von zwei realen Fällen sowie einem Set arbeitsmedizinscher Fragestellungen. Wer diese Prüfung besteht, erhält den Facharzttitel als Arbeitsmediziner.
Mehr zur Weiterbildung hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Arbeitsmedizin – Aufgaben
Arbeitsmediziner setzen sich aktiv für den Schutz der Gesundheit von Arbeitnehmenden ein. Sie erkennen und bewerten bekannte gesundheitsschädigende Einflüsse am Arbeitsplatz und fördern gleichzeitig die Gesundheit im beruflichen Umfeld. Zu den Aufgaben in der Facharztrichtung gehört die Beratung von Personen mit Berufskrankheiten oder berufsbedingten Beschwerden. Arbeitsmediziner helfen bei der Abklärung möglicher Zusammenhänge zwischen Arbeit und Krankheit und unterstützen Betroffene bei der beruflichen Rehabilitation oder einem Arbeitsplatzwechsel.
Ausserdem behandeln Arbeitsmediziner nicht nur körperliche, sondern auch psychische Erkrankungen, die durch die Arbeit entstehen können. Bei Bedarf können sie auch ein Berufsverbot aussprechen, etwa wenn der Arbeitsplatz eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Sie führen Risikoanalysen zum Mutterschutz durch, beraten versicherungsmedizinisch bei Unfällen oder Krankheiten und bieten Schutzimpfungen, Vorsorgeuntersuchungen und individuelle Gesundheitsberatungen an.
Zudem übernehmen Fachärzte für Arbeitsmedizin Eignungs- und Kontrolluntersuchungen, beispielsweise bei sicherheitsrelevanten Tätigkeiten wie bei der Feuerwehr, Polizei oder für Taucher. Nicht zuletzt erkennen sie neue Belastungen in der Arbeitswelt und entwickeln Strategien, um diese frühzeitig zu minimieren.
Für wen ist die Fachrichtung Arbeitsmedizin interessant?
Die Fachrichtung Arbeitsmedizin ist besonders für Ärzte interessant, die sich für die Verbindung von Medizin, Arbeitswelt und Prävention begeistern. Auch das Arbeiten mit Gesetzen, Richtlinien und Vorschriften ist ein zentraler Bestandteil, zum Beispiel im Bereich Arbeitsschutz, Mutterschutz oder bei berufsbedingten Erkrankungen.
Zudem bietet die Arbeitsmedizin planbare Arbeitszeiten ohne Schicht- oder Wochenenddienst, was sie besonders attraktiv für Ärzte mit Wunsch nach guter Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben macht. Die Tätigkeit ist meist beratend, präventiv und langfristig angelegt – im Gegensatz zur oft akuten Patientenversorgung in der Klinik.
Auch wer Interesse an betrieblicher Gesundheitsförderung, Risikobewertung und psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz hat oder gerne strukturiert und analytisch arbeitet, findet in der Arbeitsmedizin ein vielseitiges Berufsfeld mit guten Entwicklungsmöglichkeiten.
Wo kann man als Arbeitsmediziner arbeiten?
Arbeitsmediziner haben vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie können zum Beispiel als Betriebsarzt in Unternehmen, Behörden oder Gesundheitseinrichtungen tätig sein und dort direkt die Gesundheit der Mitarbeitenden betreuen. Auch in arbeitsmedizinischen Praxen finden sie ein breites Aufgabenfeld – von Vorsorgeuntersuchungen bis hin zur Beratung bei arbeitsbedingten Beschwerden.
Darüber hinaus arbeiten viele Arbeitsmediziner bei Unfallversicherungen, wo sie als medizinischer Gutachter Versicherungsfälle medizinisch beurteilen. In Kliniken übernehmen sie oft Aufgaben in der Prävention, Rehabilitation oder Beratung. Wer sich für Wissenschaft interessiert, kann ausserdem in der Lehre und Forschung tätig werden, etwa an Hochschulen oder in Forschungsinstituten.
Passende Jobs
Spezialisierungen und Weiterbildungen
Nach dem Erwerb des Facharzttitels in Arbeitsmedizin bestehen in der Schweiz verschiedene Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung. Besonders gefragt sind zusätzliche Qualifikationen in der Versicherungsmedizin, Prävention und betrieblichen Gesundheitsförderung. Eine anerkannte Weiterbildung ist zum Beispiel der ZAFAS – Zertifizierter Arbeitsfähigkeitsassessor. Diese Ausbildung besteht aus drei Modulen und vermittelt umfassende Kenntnisse zur Beurteilung der Arbeitsfähigkeit bei Unfall- oder Krankheitsfällen. Sie richtet sich an Ärzte sowie neuropsychologische Fachpersonen, die in der Rehabilitations- oder Versicherungsmedizin tätig sind.
Auch der Erwerb von Schwerpunkten innerhalb der Arbeitsmedizin ist möglich. Nach Abschluss der fünfjährigen Facharztweiterbildung kann man sich beispielsweise in den Bereichen Mutterschutz, Risikobeurteilung oder betrieblicher Wiedereingliederung spezialisieren. Institutionen wie die Suva, das SIWF oder das Institute of Health (IOH) bieten hierzu regelmässig anerkannte Fortbildungen und Workshops an.
Weitere Spezialisierungen sind über Kurse zu Themen wie Ergonomie, Bildschirmarbeitsplätzen, Stressmanagement oder Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz möglich. Diese Kurse richten sich an medizinische Fachpersonen, die ihre Kompetenzen gezielt erweitern möchten.
Darüber hinaus besteht für Arbeitsmediziner auch die Möglichkeit, den Fähigkeitsausweis Sportmedizin zu erwerben. Diese Zusatzbezeichnung eignet sich besonders für Ärzte, die sportmedizinisch tätig sein oder Vereine und Leistungssportler betreuen möchten.
Arbeitsmedizin – Wie hoch ist der Lohn?
Während der Facharztausbildung verdient ein Assistenzarzt in der Schweiz je nach Arbeitgeber zwischen 4’700 CHF und 5’300 CHF pro Monat, also 56‘000 CHF bis 63‘600 CHF pro Jahr. Nach dem Abschluss der Weiterbildung liegt das Einstiegsgehalt in der Arbeitsmedizin bei etwa 55’000 bis 65’000 CHF pro Jahr. Mit wachsender Berufserfahrung und abhängig von der Grösse und Branche des Arbeitgebers kann das Jahresgehalt auf 70’000 bis 95’000 CHF steigen. Wer eine Führungsposition übernimmt, kann sogar mehr als 120’000 CHF jährlich verdienen. Damit gehört die Arbeitsmedizin zu den gut bezahlten medizinischen Fachrichtungen mit stabilen Arbeitszeiten und vielseitigen Karrieremöglichkeiten.