Während sich Ärztinnen und Ärzte täglich für die Gesundheit anderer einsetzen, riskieren sie häufig die eigene Gesundheit. Mehrere Studien bestätigen: Viele Ärzte/-innen fühlen sich in ihrem Beruf überlastet, unter Druck gesetzt und ausgebrannt. Eine ausgewogene Work-Life-Balance fehlt und die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben scheint aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen nicht realisierbar zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Tipps, wie man die Work-Life-Balance als Arzt/Ärztin verbessern und glücklich im Beruf werden kann, sind dem folgenden Beitrag zu entnehmen.
Work-Life-Balance: Der Arztberuf an der Belastungsgrenze
Mit dem Begriff Work-Life-Balance wird ein Zustand angestrebt, in dem die wichtigen Lebensbereiche des Lebens, nämlich Arbeits- und Privatleben, in einem Gleichgewicht stehen. Im Arztberuf fällt es allerdings schwer, die richtige Work-Life-Balance zu finden und ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit zu schaffen. 24-Stunden-Dienste, durchgearbeitete Nächte, Bereitschaftsdienste, lange Operationen. Hinzukommen: Krankheit, Tod, Leben, Hilflosigkeit und Trauer, die Ärzte/-innen täglich im Arbeitsalltag begegnen.
Der Arztberuf verlangt einiges ab: die schlechten Arbeitsbedingungen fordern Mehrarbeit und Überstunden, man stosst an die eigenen Grenzen und fühlt sich häufig überlastet. Der Spagat zwischen Arbeits- und Privatleben gelingt immer weniger, sodass nicht selten Ärzte/-innen nach einer beruflichen Alternative suchen und sogar in Erwägung ziehen, ihren Beruf ganz aufzugeben. Viele Ärzte/-innen sind mit der beruflichen Situation unzufrieden und beurteilen ihre Work-Life-Balance als schlecht. Ärzte/-innen möchten ihre Patienten/-innen mit gutem Gewissen und mit der bestmöglichen Qualität versorgen.
Effizientes, gewissenhaftes und konzentriertes Arbeiten gelingt allerdings nur, wenn auch Zeit für einen persönlichen Ausgleich bleibt, um abzuschalten, die Energiereserven wieder aufzuladen, sodass man ausgeruht und fit zur Arbeit erscheinen kann. Denn: der fehlende Ausgleich zur Arbeit kann nicht nur unglücklich, sondern auch krank machen und auf lange Sicht zu körperlichen oder psychischen Auswirkungen führen. Möglichen Folgen sind Schlafmangel, unachtsame Ernährung und Überlastung, welche wiederum zu Stress, Burnout oder Depressionen führen können.
Tipps, die Work-Life-Balance im Arztberuf zu verbessern
Folgende hilfreiche Tipps sind zu empfehlen, um die Work-Life-Balance zu verbessern.
1. Neue Freiräume schaffen
Der Ausgleich zum Beruf ist wichtig, um nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten und neue Kraft zu schöpfen – nur wenige Minuten pro Tag wirken sich bereits positiv auf das eigene Wohlbefinden aus. Da Ärzte/-innen kaum freie Zeit haben, gilt es umzudenken: mit der richtigen Struktur kann man neue Freiräume schaffen.
Hier einige Beispiele: Wenn man eigenes Essen mit zur Arbeit nimmt, lässt sich das lange Anstehen in der Kantine und der zusätzliche Stress vermeiden. Man gewinnt Zeit, die man zum Abschalten nutzen kann.
Sogenannte Zehn-Minuten-Workouts können einen sinnvollen Ausgleich darstellen und gesundheitsförderlich für mehr Wohlbefinden sorgen, ohne dass mehrere Stunden sportliche Aktivität pro Tag eingeplant werden müssen, die ohnehin nicht zur Verfügung stünden. Zu den Zehn-Minuten-Workouts zählen beispielsweise Haltungstraining, Dehnübungen oder Yoga.
2. Strukturierte Arbeitsabläufe bei administrativen Tätigkeiten
Studien zufolge verbringen Ärzte/-innen mehr Zeit vor dem Computer als mit ihren Patienten/-innen. Die Bürokratie nimmt in dem Arztberuf immer mehr zu. Strukturierte Arbeitsabläufe, insbesondere bei administrativen Tätigkeiten, können dazu beitragen, dass Zeit eingespart und Stress vermieden wird.
Als Beispiel können Entlassungsberichte bereits bei Neuaufnahme eines/einer Patienten/-in angelegt werden und im Verlauf des stationären Krankenhausaufenthalts ergänzt werden. Hierdurch wird nicht die ganze Arbeit erst bei Entlassung erforderlich.
3. Priorisierung im Arbeitsalltag
Ein weiteres Hilfsmittel gegen Stress kann der Gebrauch eines Zeitplans sein, der alle Aufgaben, die am Arbeitstag fällig sind, nach Priorität geordnet erfasst. So lässt sich auf einen Blick darstellen, welche Aufgaben besonders wichtig sind und zuerst ausgeführt werden sollen und bis wann die jeweiligen Tätigkeiten erledigt werden sollten.
Ist eine Aufgabe beendet, kann man diese wie bei einer Checkliste oder To-Do-Liste abhaken. Darüber hinaus ist zu empfehlen, für die ausgeführten Tätigkeiten die dafür in Anspruch genommene Zeit zu notieren, um das eigene Zeitmanagement besser kennen zu lernen und bei Bedarf zu optimieren. Erscheint eine Aufgabe zu gross, ist es sinnvoll, diese in kleinere Teilaufgaben zu gliedern.
4. „Nein“ sagen für mehr Struktur im Arbeitsalltag
Ein weiterer wichtiger Punkt, der manchmal schwer fällt umzusetzen, ist es, im Arbeitsalltag auch mal „Nein“ sagen zu können. Eine gelungene Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung bei der Arbeit sind wichtige Faktoren, trotz allem gibt es Augenblicke, in welchen manchmal unnötig um Hilfe gebeten wird, sodass das Anliegen des Kollegen/der Kollegin zum eigenen Anliegen wird und die eigene Arbeit liegen bleibt, sodass die angestrebte Struktur verloren geht. Die Folge: Man gerät zusätzlich in Stress, um die anfallenden Aufgaben noch rechtzeitig erledigen zu können.
„Nein“ sagen lässt sich erlernen und ist nicht nur privat, sondern auch beruflich als Arzt/Ärztin wichtig, um das eigene Selbstvertrauen zu stärken und vor Stress und Überlastung zu schützen.
5. Die Wertschätzung der freien Zeit
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist vor allem beim Arztberuf eine grosse Herausforderung. Daher sollte man die wenige freie Zeit bewusst wahrnehmen und vor allem schätzen. Kleine Unternehmungen und sportliche Aktivitäten mit der Familie hinterlassen positive Gedanken am Ende des Tages, was zu mehr Wohlbefinden führt und die ausgeschöpften Energiereserven wieder füllt.
6. Soziale Kontakte pflegen
Die beste Unterstützung für ein erfüllendes und glückliches Leben sind Familie und ein starker Freundeskreis. Daher ist es wichtig, diese Kontakte zu pflegen und bewusst gemeinsame Aktivitäten zu machen, anstatt nach getaner Arbeit auf dem Sofa zu landen und nichts zu tun. Eine kurze Radtour, ein Feierabendbier oder ein gemeinsamer Spaziergang besitzen einen grossen Erholungswert.
7. Die passende Stelle für die eigenen Prioritäten finden
Sofern sich die genannten Massnahmen in der derzeitigen Arbeitsstelle nicht umsetzen lassen und keine Work-Life-Balance geschaffen werden kann, ist es an der Zeit, sich nach einer anderen Arbeitsstelle umzusehen, damit Ärzte/-innen nicht die eigene Gesundheit riskieren.
Damit die Stellensuche Erfolg bringend ist, ist es sinnvoll, sich über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden, um genau zu wissen, was man sich von der neuen Arbeitsstelle erhofft.