
Die Nephrologie ist ein spannendes und vielseitiges Fachgebiet der Inneren Medizin, das sich mit den Erkrankungen der Nieren sowie deren Behandlung befasst. Fachärzte für Nephrologie übernehmen eine zentrale Rolle in der Diagnose, Therapie und langfristigen Betreuung von Patienten mit Nierenproblemen. Der Weg zum Facharzttitel erfordert eine umfassende Weiterbildung, die theoretisches Wissen, klinische Erfahrung und praktische Fertigkeiten vereint.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt Nephrologie – Tätigkeiten und Zuständigkeit
Ein Facharzt für Nephrologie beschäftigt sich mit den Ursachen und Folgen von Nierenerkrankungen. Er betreut Patienten mit akuten oder chronischen Nierenleiden umfassend – sowohl ambulant als auch stationär. Dazu gehört auch die Durchführung von Nierenersatzverfahren wie der Dialyse oder Hämodialyse, also der Blutwäsche, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Ausserdem begleitet er Patienten vor und nach einer Nierentransplantation. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist auch die Beratung: Nephrologen erklären ihren Patienten, wie sie ihren Alltag anpassen können, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Dabei stehen sie im engen Austausch mit anderen Fachbereichen und sorgen für eine individuell abgestimmte Behandlung. Mehr zu den Aufgaben, Karrierewegen und Gehalt als Nephrologe:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen:
Weiterbildung Facharzt Nephrologie – Voraussetzungen
Wer Facharzt für Nephrologie werden möchte, braucht ein abgeschlossenes Medizinstudium mit eidgenössischem Arztdiplom. Alternativ wird auch ein gleichwertiger ausländischer Abschluss anerkannt. Diese Voraussetzung bildet die Grundlage, um in die spezialisierte Weiterbildung einzusteigen und sich auf die Behandlung von Nierenerkrankungen zu spezialisieren.
Weiterbildung Facharzt Nephrologie – Dauer und Gliederung
Die Weiterbildung zum Facharzt für Nephrologie dauert insgesamt sechs Jahre und gliedert sich in eine Basisweiterbildung sowie eine fachspezifische Ausbildung.
2 bis 3 Jahre nicht-fachspezifische Weiterbildung
Zunächst absolvieren angehende Nephrologen zwei Jahre Weiterbildung im Bereich der Allgemeinen Inneren Medizin an anerkannten Weiterbildungsstätten. Ein Jahr muss in der stationären oder ambulanten Inneren Medizin erfolgen, das zweite Jahr ausschliesslich stationär. Es wird empfohlen, diese Basisweiterbildung vor der Spezialisierung abzuschliessen.
Ein weiteres Jahr kann flexibel gestaltet werden. Mögliche Optionen sind Intensivmedizin, Kardiologie, klinische Pharmakologie und Toxikologie, Rheumatologie, Infektiologie, Endokrinologie/Diabetologie, Angiologie, Allergologie/klinische Immunologie oder ein weiteres Jahr Allgemeine Innere Medizin.
3 bis 4 Jahre fachspezifische Weiterbildung
Anschliessend folgen drei bis vier Jahre fachspezifische Weiterbildung in klinischer Nephrologie. Davon müssen mindestens 1,5 Jahre das gesamte Spektrum der klinischen Nephrologie abdecken und an anerkannten Weiterbildungsstätten erfolgen. Zusätzlich ist ein Wechsel der Institution vorgesehen: Mindestens sechs Monate müssen an einer zweiten Weiterbildungsstätte in einem anderen Spital abgeleistet werden.
Zusatzmöglichkeiten
Zusätzlich müssen innerhalb der Weiterbildung zum Facharzt für Nephrologie folgende Leistungen erbracht werden:
- Besuch einer Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Nephrologie
- Besuch eines 2-tägigen Grundkurses für Ultraschalluntersuchungen der Niere
- Teilnahme an einer wissenschaftlichen Publikation
Facharzt Nephrologie – Inhalte der Basisausbildung
Während der Basisausbildung werden folgende Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt:
- Kenntnisse der Anatomie und Physiologie, der pathologischen Anatomie und Pathophysiologie der
Nieren und der ableitenden Harnwege - Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen sämtlicher Nierenersatzverfahren
- Fähigkeit, wissenschaftliche Arbeiten kritisch zu analysieren und zu interpretieren
Facharzt Nephrologie – Inhalte der fachspezifischen Ausbildung
Im Laufe der Facharztausbildung zum Nephrologen erwerben Ärzte in Weiterbildung diese nephrologischen Kompetenzen:
- Detaillierte Kenntnisse der organischen und funktionellen Krankheiten und Anomalien der Nieren und der ableitenden Harnwege
- Detaillierte Kenntnisse über Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes
- Fähigkeit, eine nephrologische Anamnese selbständig aufzunehmen und einen kompletten Status zu erheben
- Fähigkeit, den Patienten in seinem psychosozialen Umfeld zu erkennen
- Fähigkeit, aus den Resultaten eine Differentialdiagnose beziehungsweise eine Diagnose für Patienten mit akuten und chronischen Nierenleiden abzuleiten
- Fähigkeit, einen Behandlungsplan für die akute und chronische Niereninsuffizienz nach neusten Erkenntnissen aufzustellen und durchzuführen, und zwar für Patienten mit einem Nierenleiden, das keines Nierenersatzverfahrens bedarf und für Patienten, die wegen eines akuten oder chronischen Nierenversagens ein Ersatzverfahren brauchen, inklusive Peritonealdialyse- und Hämodialyse-Verfahren, Hämofiltration oder Transplantation
- Kenntnisse der Indikation, Aussagekraft und Risiken der speziellen diagnostischen und interventionellen Methoden
- Kenntnisse der spezifischen Pharmakotherapie inklusive Interaktionen von Arzneimitteln bei Patienten mit Nierenerkrankungen sowie der veränderten Arzneimitteldosierung bei Nierenkrankheiten und bei eingeschränkter Nierenfunktion
- Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen der Verschreibung und Kontrolle von Arzneimitteln in der Schweiz
- Kenntnisse diätetischer Massnahmen bei Nierenkrankheiten
- Kenntnisse der Indikation für Plasmapheresen bei Patienten mit Nierenerkrankungen
- Kenntnisse der Operationen in Zusammenhang mit Nierenersatzverfahren und Fähigkeit, postoperative Betreuung der Patienten mit Nierenkrankheiten vorzunehmen
- Beurteilen von Nierenfunktionsprüfungen
- Berechnen und Beurteilen der Clearance von Endo- und Xenobiotika bei Hämodialyse- und Peritonealdialyse-Patienten
- Beurteilung von Originaldokumenten von bildgebenden Verfahren im Bereich der Nephrologie
- Kenntnisse der rehabilitativen Massnahmen
- Kenntnisse der Epidemiologie und Genetik von Nierenkrankheiten
- Kenntnisse der Prognose der wichtigsten renalen Affektionen
- Kenntnisse der Prophylaxe von Nieren- und Hochdruckerkrankungen
- Kenntnisse und selbständiger Umgang mit ökonomischen Problemen vor allem betreffend die Kosten/Nutzen-Relation der angeordneten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen
- Kenntnisse der Verordnungen und Verfügungen der sozialen Krankenversicherungen
- Fähigkeit, einen Krankheitsfall zusammenzufassen, vorzutragen und zu diskutieren
- Kompetenz in der Betreuung von Patienten in palliativen Situationen, insbesondere im Endstadium von Tumorerkrankungen und bei terminaler Niereninsuffizienz
Aktivitätenkatalog Nephrologie
Folgende Aktivitäten müssen im Verlauf der fachspezifischen Weiterbildung dokumentiert und in angegebener Anzahl durchgeführt werden:
Untersuchungen und Massnahmen
- Abklären und Erstellen eines Therapiekonzepts bei Patienten mit Nierenerkrankungen, die noch kein Nierenersatzverfahren brauchen (40)
- Abklären und Behandeln von Patienten mit akuter Niereninsuffizienz (20)
- Betreuen von Patienten unmittelbar nach Nierentransplantation (20)
- Abklären und Behandeln von Episoden mit Nierendysfunktion bei Patienten mit Nierentransplantat (20)
- Betreuen von Patienten, die eine kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD) beginnen (5)
- Langzeitbetreuung von CAPD-Patienten (Patientenmonate) (50)
- Betreuung von Langzeithämodialyse-Patienten im Dialysezentrum (Patientenmonate) (200)
- Training und Betreuen von Heimhämodialyse-Patienten
- Nephrologisches Konsilium (40)
- Nierenbiopsie (20)
- Einlegen eines venösen Dialysekatheters: V. femoralis, V. jugularis, V. subclavia
- Durchführung und Beurteilung von Urinuntersuchungen (inkl. Urintauchkulturen) (100)
- Selbständige Analyse der neusten Originalliteratur zu einem konkreten Problem (Anzahl Analysen) (3)
Ultraschalluntersuchung der Nieren und ableitenden Harnwege
- Eigennieren (inklusiv Farbdoppler-Sonographie der Nierenarterien, samt Messung von Resistiven-Index beider Nieren (Rls) in mindestens 2 Regionen pro Niere und Twinkling (Farbdopplerwiderholungsartefakt) Untersuchung (40)
- Nierentransplantate (inklusive Farbdoppler-Sonographie der Nierenarterie/-Vene, Messung von Rls in mindestens 2 Regionen (40)
- Restharnbestimmungen (20)
- Arteriovenöse Fisteln (AV-Fistel) bei Dialysepatienten (20)
- Einlegen von zentralvenösen Dialysekathetern unter sonographischer Kontrolle (Anzahl richtet sich nach Möglichkeit der Weiterbildungsstätten)
- Peritonealkatheter/-Tunnel Untersuchungen (Anzahl richtet sich nach Möglichkeit der Weiterbildungsstätten)
Weiterbildung Facharzt Nephrologie – Facharztprüfung
Die Facharztprüfung in Nephrologie deckt den gesamten Lernzielkatalog ab und besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Die schriftliche Prüfung erfolgt in Form von Multiple-Choice-Fragen auf Englisch.
Die mündliche Prüfung dauert insgesamt 45 bis 60 Minuten und gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil geht es um die Interpretation klinisch-wissenschaftlicher Literatur. Dabei werden drei von zuvor eingereichten zehn wissenschaftlichen Publikationen besprochen, jeweils 5 bis 10 Minuten lang. Die Literatur muss mindestens drei Monate vor der Prüfung eingereicht werden. Der zweite Teil befasst sich mit der klinischen Entscheidungsfindung. Anhand von mindestens drei Fallbeispielen analysiert der Prüfling komplexe klinische Situationen, jeweils für 10 bis 15 Minuten. Der mündliche Teil der Prüfung kann auf Wunsch in Deutsch, Französisch oder Italienisch abgelegt werden.
Beide Prüfungsteile werden separat entweder als “bestanden” oder “nicht bestanden” bewertet. Nur wer beide besteht, erhält den Facharzttitel in Nephrologie.
Dokumentation und Logbuch
Während der gesamten Facharztweiterbildung muss ein elektronisches Logbuch geführt werden. Darin werden alle Lernziele, absolvierte Weiterbildungszeiten, durchgeführte Eingriffe, besuchte Kurse und Kongresse sowie weitere relevante Aktivitäten festgehalten. Das Logbuch dient der regelmässigen Überprüfung des Ausbildungsstandes und ist Voraussetzung für die Zulassung zur Facharztprüfung.
Facharzt Nephrologie – Passende Jobs
Nephrologen arbeiten vor allem in Spitälern, Dialysezentren oder spezialisierten Fachkliniken. Dort betreuen sie stationäre und ambulante Patienten mit Nierenerkrankungen. Auch in privaten Arztpraxen oder medizinischen Versorgungszentren sind sie tätig. Zusätzlich bieten sich Möglichkeiten in der Forschung, Lehre oder bei Gesundheitsbehörden und Fachgesellschaften.
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