
Die Nephrologie ist ein spezialisiertes Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen der Nieren und des Harnsystems beschäftigt. Angesichts der stetig zunehmenden Zahl an Menschen mit chronischer Nierenerkrankung, Bluthochdruck oder Diabetes gewinnt die Nephrologie in der medizinischen Versorgung stetig an Bedeutung. In der Schweiz leisten Fachärzte für Nephrologie einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung der Nierenfunktion und zur Betreuung von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern – oft über viele Jahre hinweg. Dieser Artikel beleuchtet den Weg zum Facharzt für Nephrologie in der Schweiz, das breite Tätigkeitsspektrum und berufliche Perspektiven in diesem anspruchsvollen Fachgebiet.
Inhaltsverzeichnis
Wie wird man Nephrologe?
Der Weg zum Facharzt für Nephrologie in der Schweiz ist strukturiert, aber anspruchsvoll. Nach dem erfolgreichen Abschluss des sechsjährigen Medizinstudiums an einer anerkannten Schweizer Universität erfolgt eine Weiterbildung im Fachbereich Nephrologie. Diese Facharztweiterbildung unterliegt den Vorgaben des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF). Die Weiterbildung dauert mindestens sechs Jahre und setzt sich wie folgt zusammen:
- 3 Jahre Allgemeine Innere Medizin
- 3 Jahre Nephrologie
Mehr zur Weiterbildung hier:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Nephrologie – Aufgaben
Das Tätigkeitsfeld in der Facharztrichtung Nephrologie ist medizinisch anspruchsvoll, interdisziplinär vernetzt und häufig langfristig angelegt. Die zentrale Aufgabe von Nephrologen besteht darin, Erkrankungen der Nieren und des Harnsystems zu erkennen, zu behandeln und deren Fortschreiten aufzuhalten. Dabei spielt nicht nur die Organfunktion selbst eine Rolle, sondern auch deren komplexe Wechselwirkungen mit dem gesamten Stoffwechsel, dem Herz-Kreislauf-System, dem Immunsystem und dem Säure-Basen-Haushalt.
Nephrologen übernehmen die Betreuung von Patienten in allen Stadien der Niereninsuffizienz – von der Früherkennung bis hin zur Dialysepflichtigkeit oder Transplantation. Ein grosser Anteil der nephrologischen Tätigkeit liegt im Bereich der chronischen Krankheitsverläufe, weshalb die Arzt-Patient-Beziehung häufig über Jahre oder Jahrzehnte besteht. Viele Patienten leiden zusätzlich unter Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder kardiovaskulären Erkrankungen – typische Begleiterkrankungen, die die Therapie komplex und vielschichtig machen.
Ein bedeutender Aufgabenbereich der Nephrologie ist zudem die Planung, Durchführung und Überwachung von Nierenersatzverfahren wie Hämodialyse und Peritonealdialyse. Dabei geht es nicht nur um die technische Durchführung, sondern auch um die umfassende Betreuung, Ernährungsberatung und psychologische Begleitung der betroffenen Personen.
Auch nach einer Nierentransplantation übernehmen Nephrologen die medizinische Nachsorge. Hierzu zählen die Überwachung der Immunsuppression, die Früherkennung von Abstossungsreaktionen oder Infektionen sowie die langfristige Sicherstellung der Organfunktion.
Typische Krankheitsbilder in der Nephrologie
Die Nephrologie umfasst ein breites Spektrum an Krankheitsbildern. Dazu zählen unter anderem:
- Akutes Nierenversagen (häufig ausgelöst durch Infektionen, Medikamente oder Kreislaufschocks; schnelle Diagnose und Ursachenbehandlung sind entscheidend)
- Chronische Nierenerkrankung (CKD) (Ursachen sind z. B. Diabetes, Hypertonie oder chronische Entzündungen)
- Glomerulonephritiden (entzündliche Erkrankungen der Nierenkörperchen, oft immunologisch vermittelt)
- Zystennieren
- Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung (dazu zählen Lupus erythematodes, Vaskulitiden, Amyloidosen oder Sjögren-Syndrom)
- Störungen im Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt (z.B. Hyponatriämie, Hyperkaliämie, metabolische Azidose oder Alkalose; lebensbedrohliche Störungen, die schnelles Handeln erfordern)
- Medikamenteninduzierte Nephropathien (z. B. durch NSAR, Kontrastmittel, Antibiotika oder Chemotherapeutika verursachte Nierenschäden – insbesondere bei bestehender Nierenschwäche)
- Renale Anämie und sekundäre Hyperparathyreoidismus (typische Begleiterkrankungen der fortgeschrittenen CKD, die durch die verminderte Erythropoetin- und Vitamin-D-Produktion entstehen)
- Bluthochdruck (sowohl als Folge als auch als Ursache einer Nierenerkrankung relevant, wobei die Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Hypertonie zentral ist)
Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
Die nephrologische Diagnostik verfolgt das Ziel, Nierenerkrankungen frühzeitig und präzise zu erkennen, ihre Ursachen zu bestimmen und eine individuelle Therapie einzuleiten. Dafür kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, die sowohl funktionelle als auch strukturelle Veränderungen der Nieren erfassen.
Zentrale diagnostische Methoden sind demnach Urinuntersuchungen zur Bestimmung von Eiweiss, Blut, Leukozyten oder Zylindern – ergänzt durch Urinsedimentbefunde und 24-Stunden-Sammelurin. Blutuntersuchungen liefern ausserdem Werte wie Kreatinin, Harnstoff und Elektrolyte. Die eGFR dient darüber hinaus der Einordnung des Nierenfunktionsstadiums. Ergänzend werden Parameter wie Parathormon, Erythropoetin oder Bicarbonat bestimmt, etwa zur Abklärung einer renalen Anämie oder metabolischen Azidose.
Bildgebende Verfahren wie die Sonografie ermöglichen zudem die Beurteilung der Nierenstruktur. Bei unklaren Befunden kommen auch CT, MRT oder Szintigrafie zum Einsatz. Eine Nierenbiopsie ist bei Verdacht auf entzündliche oder systemische Erkrankungen essenziell. Bei genetischen oder autoimmunen Ursachen erfolgen ergänzend immunologische oder molekulargenetische Tests (z. B. bei Lupus-Nephritis, Alport-Syndrom).
Die Behandlung richtet sich nach Schweregrad und Ursache. In frühen Stadien kommen konservative Therapien zum Einsatz: Blutdruckoptimierung mit nephroprotektiven Medikamenten wie etwa ACE-Hemmer oder SGLT2-Inhibitoren. Bei Komplikationen wie Anämie oder Knochenstoffwechselstörungen erfolgt eine gezielte medikamentöse Behandlung.
Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist häufig eine Dialyse erforderlich – entweder als Hämodialyse in einem spezialisierten Zentrum oder Peritonealdialyse zu Hause. Nephrologen begleiten diesen Prozess umfassend. In geeigneten Fällen ist auch eine Nierentransplantation möglich. Darüber hinaus übernehmen sie die psychosoziale Betreuung, Ernährungsberatung und Koordination mit Sozialdiensten zur ganzheitlichen Versorgung der Betroffenen.
Für wen ist die Fachrichtung Nephrologie interessant?
Die Nephrologie richtet sich an Ärzte mit Interesse an chronischen Krankheitsverläufen, internistischer Komplexität und technischen Verfahren. Besonders geeignet ist das Fach für jene Mediziner:
- die langfristige Patientenbeziehungen schätzen
- die interdisziplinär mit Kardiologie, Diabetologie und Endokrinologie, Intensivmedizin und Transplantationsmedizin zusammenarbeiten möchten
- mit Freude an hochspezialisierter Diagnostik und Therapie
- mit Begeisterung für extrakorporale Verfahren (Dialyse, Apherese)
Auch ein Interesse an wissenschaftlicher Tätigkeit oder Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich klinischer Forschung oder Transplantationsmedizin spricht für dieses Fachgebiet.
Wo kann man als Nephrologe arbeiten?
Fachärzte für Nephrologie arbeiten in einer Vielzahl medizinischer Einrichtungen. Dazu zählen:
- Universitätskliniken (breites Spektrum nephrologischer Erkrankungen, Forschung, Lehre und Spezialisierung auf Transplantationsmedizin)
- Kantonale und regionale Spitäler (ambulante und stationäre nephrologische Versorgung, Dialysezentren)
- Praxen und Gruppenpraxen (besonders in der ambulanten Hämodialyseversorgung)
- Rehabilitationszentren (Betreuung niereninsuffizienter Patienten nach Krankenhausaufenthalten)
- Forschung und Industrie (klinische Studien, Medizintechnik (z. B. Dialysegeräte) oder pharmazeutische Industrie (z. B. Immunsuppressiva, Blutdruckmedikamente))
Passende Jobs
Nephrologie – Wie hoch ist der Lohn?
Das Gehalt eines Nephrologen in der Schweiz variiert je nach Arbeitgeber, Erfahrung und Position. Da es sich um eine sehr spezialisierte Fachrichtung mit einer tendenziell eher kleineren Zahl an Fachärzten handelt, liegen zum Thema Lohn nur wenige öffentlich zugängliche Informationen vor. Der durchschnittliche Lohn über alle Fachrichtungen liegt bei CHF 227’000. Die oberen 5 Prozent der angestellten Ärzte erhalten Löhne von mehr als CHF 500’000. Mehr zum Arzt-Lohn hier: