
Die Finanzen der Spitäler in der Schweiz haben sich 2024 spürbar verbessert: Der Gesamtverlust sank laut Bundesamt für Statistik (BFS) von 777 auf 347 Millionen Franken. Dennoch bleibt die Lage angespannt: Rund zwei Drittel der öffentlichen Kliniken schlossen das Jahr weiterhin mit einem Defizit ab.
Inhaltsverzeichnis
Überblick: Finanzen der Spitäler 2024
- Gesamtverlust halbiert: Die Schweizer Spitäler reduzierten ihr Defizit 2024 auf 347 Mio. Franken (Vorjahr: 777 Mio.).
- Trotzdem bleiben viele defizitär: 62 % der öffentlichen und 37 % der privaten Kliniken schrieben weiterhin rote Zahlen.
- Hauptursachen: Steigende Personalkosten, ungenügende Tarife (z.B. Geburtshilfe) und strukturelle Probleme.
- Ambulantisierung schreitet voran: Ambulante Behandlungen stiegen um 2,3 %.
- Pflege unter Druck: Rückgang an diplomierten Pflegefachpersonen, mehr nicht ausgebildetes Personal.
Finanzen der Spitäler: Einnahmen steigen, Kosten bremsen leicht
Die Spitäler erwirtschafteten 2024 Einnahmen in Höhe von 36,6 Milliarden Franken. Das ist ein Plus von 3,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Gesamtaufwand stieg hingegen nur um 2,3 % auf 36,95 Milliarden Franken. Diese Entwicklung ermöglichte eine Verbesserung der Betriebsresultate.
Die finanzielle Lage vieler Häuser bleibt jedoch angespannt. 62 % der öffentlichen Spitäler und 37 % der privaten Kliniken beendeten das Jahr mit einem negativen Betriebsergebnis. In über zwei Dritteln der Kliniken verschlechterte sich die finanzielle Situation im Vergleich zu 2023.
Lohnkosten als Haupttreiber des Aufwands
Ausschlaggebend für die weiterhin schwierige Lage sind insbesondere gestiegene Personalkosten. Der Lohnaufwand nahm 2024 um 660 Millionen Franken (+3 %) zu. Die Energiekosten blieben im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil.
Parallel dazu wuchs die Zahl der Vollzeitstellen auf 189’008 (+1,7 %). Der Anteil der ärztlichen VZÄ stieg um 2,7 %, das Pflegepersonal legte um 1 % zu. Allerdings verzeichnete rund ein Drittel der Kliniken einen Rückgang beim diplomierten Pflegepersonal. Gleichzeitig stieg der Anteil nicht formal ausgebildeter Pflegekräfte leicht auf 13,4 %.
Geburten bleiben Verlustgeschäft
Die wirtschaftliche Belastung zeigt sich besonders deutlich in der Geburtshilfe. Eine spontane Geburt verursachte bei gesetzlich versicherten Patientinnen im Durchschnitt ein Defizit von 1’203 Franken, ein Kaiserschnitt sogar von 1’965 Franken. Für Spitäler mit hohem Geburtenanteil ohne Zusatzversicherte bleibt dies ein erheblicher Kostenfaktor.
Ambulante Leistungen gewinnen an Bedeutung
2024 wurden 1,5 Millionen stationäre Aufenthalte und rund 4,4 Millionen ambulante Behandlungen durchgeführt. Die ambulanten Fälle stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2,3 %, was dem politischen Trend zur Ambulantisierung entspricht. Die Daten wurden erstmals über die neue Plattform „SpiGes“ erhoben, was eine verbesserte Datentransparenz ermöglichen soll.
Prognose: Konsolidierungsdruck bleibt hoch
Trotz der verbesserten Bilanz bleibt der wirtschaftliche Druck auf viele Häuser hoch. Die Kombination aus unzureichender Tarifstruktur, steigenden Personalkosten und strukturellen Überkapazitäten stellt das Schweizer Gesundheitswesen weiterhin vor grosse Herausforderungen. Eine umfassende Spitalreform wird von verschiedenen Seiten gefordert.
Häufige Fragen
- Warum haben sich die Finanzen der Spitäler 2024 verbessert, obwohl viele Kliniken weiterhin Verlust machen?
- Was belastet die Finanzen der Spitäler am stärksten?
- Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Spitalfinanzen aus?
- Warum ist die Geburtshilfe ein Verlustgeschäft für Spitäler?
- Was bedeutet die ambulante Zunahme für die Finanzen der Spitäler?
Die Verbesserung der Gesamtlage resultiert aus höheren Erträgen und einer moderateren Kostenentwicklung. Einzelne Spitäler profitieren jedoch unterschiedlich stark – vor allem kleinere Häuser oder solche mit vielen Grundversorgungsleistungen bleiben wirtschaftlich unter Druck.
Ein zentraler Kostentreiber sind die Personalkosten, insbesondere im Pflegebereich. Hinzu kommen unzureichende Vergütungen für gewisse Leistungen, etwa Geburten bei gesetzlich Versicherten. Diese Kombination belastet die Finanzen der Spitäler nachhaltig.
Der Fachkräftemangel erhöht die Kosten zusätzlich. Etwa durch den Einsatz von temporärem Personal oder durch Belastungseffekte, die die Effizienz senken. Zudem sinkt die Ausbildungsqualität in einigen Häusern, was langfristige Auswirkungen auf die Finanzen der Spitäler haben kann.
Die Fallpauschalen für Geburten decken die tatsächlichen Kosten oft nicht, insbesondere wenn keine Zusatzversicherung vorliegt. Die Finanzen der Spitäler werden dadurch stark belastet – je höher der Anteil an gesetzlich versicherten Gebärenden, desto grösser das Defizit.
Ambulante Behandlungen nehmen zu, bringen jedoch oft geringere Erträge als stationäre Leistungen. Für die Finanzen der Spitäler entsteht dadurch ein Spannungsfeld: medizinisch sinnvoll, betriebswirtschaftlich aber teils kritisch.












