
In der Schweiz kann man als Facharzt nach Erlangen des Facharzttitels eine zusätzliche Spezialisierung in sogenannten privatrechtlichen Schwerpunkten erwerben. Diese Weiterbildungen vertiefen die Kompetenzen in einem spezifischen Teilgebiet der jeweiligen Fachrichtung. Die Ausgestaltung der Schwerpunkte ist vom Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) geregelt. Insgesamt stehen aktuell 50 verschiedene fachspezifische oder interdisziplinäre Schwerpunkte zur Auswahl. Der folgende Beitrag liefert einen Überblick über die verfügbaren Schwerpunkt-Weiterbildungen, sowie über deren Aufbau und Ablauf.
Inhaltsverzeichnis
Was sind privatrechtliche Schwerpunkte?
Schwerpunkte dienen dazu die reguläre Facharztausbildung zu ergänzen oder interdisziplinär zu erweitern. Wer beispielsweise den Facharzttitel in Gynäkologie und Geburtshilfe erworben hat, kann sich über eine zusätzliche Weiterbildung gezielt in der gynäkologischen Onkologie spezialisieren. Voraussetzung ist also immer ein abgeschlossener Facharzttitel.
Einige Schwerpunkte sind interdisziplinär belegbar. Das heisst mehrere Facharzttitel berechtigen zur Teilnahme an der entsprechenden Weiterbildung. Zu den interdisziplinären Schwerpunkten gehört zum Beispiel die Klinische Notfallmedizin (SGNOR). Eine vollständige Liste der möglichen privatrechtlichen Schwerpunkte je Fachrichtungen findest Du im letzten Abschnitt dieses Artikels.
Voraussetzungen für eine Schwerpunkt-Weiterbildung
Um eine Schwerpunktweiterbildung zu beginnen, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
- erfolgreicher Erwerb eines passenden eidgenössischen oder anerkannten ausländischen Facharzttitels
- Anstellung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte
- Eintrag der absolvierten Leistungen im Logbuch (elektronisches Logbuch)
Je nach Schwerpunkt sind weitere Bedingungen wie Publikationen, Rotationen in Spezialzentren sowie besondere Kurse oder Zertifikate erforderlich.
Ablauf und Dauer
Die Weiterbildungen in den privatrechtlichen Schwerpunktgebieten dauern in der Regel 24 Monate in Vollzeit mit einigen Ausnahmen von längerer Dauer. Für teilzeitbeschäftigte Ärzte, verlängert sich die Weiterbildungszeit entsprechend.
Die Weiterbildung umfasst strukturierte Lerninhalte, praktische Tätigkeiten, Hospitationen sowie oftmals den Besuch von Kursen oder Kongressen. Alle praktischen Erfahrungen und erworbenen Kompetenzen werden systematisch im eLogbuch dokumentiert. Nach Abschluss der Weiterbildung erfolgt eine Prüfung, die ähnlich wie die Facharztprüfung strukturiert ist.
Inhalte und Prüfung
Die Schwerpunkt-Weiterbildung vermittelt tiefgehende Kenntnisse im jeweiligen Gebiet. Dies umfasst beispielsweise die Diagnostik, die Indikationsstellung oder die Therapie innerhalb des gewählten Schwerpunkts. Auch wissenschaftliche Aspekte und interdisziplinäre Zusammenarbeit spielen je nach Schwerpunkt eine zentrale Rolle.
Nach Absolvierung der geforderten Zeit sowie der Dokumentation aller geforderten Inhalte kann die Prüfung abgelegt werden. Diese bescheinigt das erfolgreiche Erreichen der Spezialisierung und berechtigt zum Führen des entsprechenden Schwerpunkttitels.
Wer profitiert von einer Schwerpunkt-Weiterbildung?
Eine Weiterbildung in einem privatrechtlichen Schwerpunkt ist nicht verpflichtend, aber insbesondere für Fachärzte sinnvoll, die sich gezielt auf ein Teilgebiet spezialisieren und ihre Kompetenzen und somit auch ihre Karrierechancen dementsprechend verbessern möchten. Gerade in universitären Kliniken, spezialisierten Zentren oder in stark kompetitiven Fachrichtungen kann der Erwerb eines Schwerpunkts den beruflichen Aufstieg erheblich unterstützen.
Privatrechtliche Schwerpunkte Schweiz – Alle Weiterbildungen im Überblick
Im Folgenden sind alle 50 derzeit wählbaren privatrechtliche Schwerpunkte aufgelistet aufgeteilt nach vorausgesetzter Facharztrichtung:
interdisziplinär
- Ernährungsmedizin
- Interventionelle Schmerztherapie
- Klinische Notfallmedizin
- Manuelle Medizin
- Neuropathologie
- Palliativmedizin
- Psychosomatische und Psychosoziale Medizin
- Sport- und Bewegungsmedizin
Allgemeine Innere Medizin
- Geriatrie
Chirurgie
- Chirurgische Senologie
- Viszeralchirurgie
Chirurgie / Orthopädie
- Spezialisierte Traumatologie
Dermatologie
- Dermatopathologie
Gastroenterologie
- Hepatologie
Gynäkologie und Geburtshilfe
- Fetomaternale Medizin
- Gynäkologische Onkologie
- Gynäkologische Senologie
- Operative Gynäkologie und Geburtshilfe
- Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie
- Urogynäkologie
Infektiologie
- Infektionsprävention und -kontrolle im Gesundheitswesen
Kinder- und Jugendmedizin
- Entwicklungspädiatrie
- Neonatologie
- Pädiatrische Endokrinologie-Diabetologie
- Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung
- Pädiatrische Kardiologie
- Pädiatrische Nephrologie
- Pädiatrische Onkologie-Hämatologie
- Pädiatrische Pneumologie
- Pädiatrische Rheumatologie
Kinder- und Jugendmedizin / Kinder- und Jugendchirurgie
- Kindernotfallmedizin
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Kinderchirurgie
- Spezialisierte Kinderchirurgie
Opthalmologie
- Ophthalmochirurgie
Otho-Rhino-Laryngologie
- Hals- und Gesichtschirurgie
- Phoniatrie
Pathologie
- Molekularpathologie
- Zytopathologie
Psychiatrie und Psychotherapie
- Alterspsychiatrie und -psychotherapie
- Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
- Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie
- Psychiatrie und Psychotherapie der Abhängigkeitserkrankungen
Radiologie
- Diagnostische Neuroradiologie
- Invasive Neuroradiologie
- Pädiatrische Radiologie
Urologie
- Komplexe Endo-Urologie
- Neuro-Urologie
- Operative Urologie
- Urologie der Frau
- Uro-Onkologie