
Im Gesundheitswesen läuft niemand im Energiesparmodus. Ärzte geben oft alles – Tag für Tag, Nacht für Nacht. Die Belastung ist hoch: körperlich, emotional, mental. In der Schweiz – wie auch in vielen anderen Ländern – steigt der Druck: mehr Patienten, weniger Personal, ein Berg an Administration und der ständige Anspruch, höchste Versorgungsqualität zu bieten. Kein Wunder also, dass immer mehr Kollegen Erschöpfungssymptome zeigen. Überarbeitet als Arzt – was aber tun, wenn der Akku leer ist und man trotzdem funktionieren muss?
Inhaltsverzeichnis
Die Realität: Wer heilt, muss gesund bleiben
Laut einer FMH-Umfrage aus dem Jahr 2023 stehen 58 Prozent der Ärzte unter hohem bis sehr hohem Stress. Ihre Wochenarbeitszeit liegt oft weit über dem Durchschnitt. Dazu kommen Nachtdienste, Feiertags- und Wochenendarbeit. Überarbeitung ist da fast vorprogrammiert – mit Folgen für die Gesundheit und die berufliche Leistungsfähigkeit.
Besonders betroffen sind Hausärzte, Notfallmediziner oder Assistenzärzte in Ausbildung. Die Symptome reichen von Schlafproblemen und innerer Leere bis hin zu Konzentrationsstörungen oder einem drohenden Burnout.
Überarbeitet als Arzt? Warnzeichen erkennen – bevor der Körper streikt
Chronische Erschöpfung kommt selten plötzlich. Sie schleicht sich oft über Wochen oder Monate ein – mit Warnzeichen wie:
- Anhaltende Müdigkeit trotz Schlaf
- Reizbarkeit, Ungeduld, emotionale Abstumpfung
- Gefühl von Sinnlosigkeit oder innerer Leere
- Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit
- Rückzug aus sozialen Kontakten
Wer das ignoriert, läuft Gefahr, komplett auszubrennen. Frühzeitig gegensteuern ist also essenziell – und möglich.
Mini-Selbstcheck: Bin ich überlastet?
Beantworte für dich selbst die folgenden Fragen mit Ja oder Nein:
- Fühle ich mich häufig erschöpft, auch nach freien Tagen?
- Habe ich in letzter Zeit weniger Freude an meinem Beruf?
- Ziehe ich mich zunehmend von Kollegen oder Freunden zurück?
- Schlafen oder Entspannen fällt mir schwer?
- Habe ich öfter das Gefühl, nur noch „funktionieren“ zu müssen?
Wenn Du drei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortest, ist es Zeit, innezuhalten und dich um deine eigene Gesundheit zu kümmern.
Überarbeitet als Arzt: Erste Schritte aus der Überlastung
Wer sich hier wiedererkennt, sollte auf den eigenen Körper hören – und handeln.
1. Sich Pausen erlauben: Selbstfürsorge ist keine Schwäche. Sie ist Ausdruck professioneller Verantwortung – für sich selbst und für die Patienten.
2. Arbeitszeit ehrlich reflektieren: Grenzen setzen ist nicht egoistisch, sondern gesund. Klare Dienstpläne, Pausen und eine bewusste Reduktion von Überstunden helfen, langfristig durchzuhalten.
3. Delegieren lernen: Nicht alles muss ärztlich erledigt werden. Administrative Aufgaben können oft an MPAs oder über digitale Tools abgegeben werden – das entlastet deutlich.
4. Gespräche suchen: Austausch mit Kollegen, Mentoren oder Beratungsstellen wirkt oft klärend. Angebote wie ReMed unterstützen belastete Ärzte gezielt – vertraulich und professionell.
5. Regeneration einplanen: Erholung passiert nicht zufällig. Sie braucht Raum im Kalender: kurze Pausen, freie Abende, Bewegung, Natur, Kreativität – alles, was Abstand schafft und Kraft gibt.
Langfristig denken: Prävention statt Reparatur
Wer immer nur durchhält, kommt irgendwann an die Grenze. Die Frage ist: Wie lässt sich der Beruf leben, ohne sich selbst zu verlieren?
- Was gibt mir Sinn – und was raubt mir Energie?
- Was kann ich leisten, ohne auszubrennen?
- Wie finde ich zurück zu Freude und Balance?
Coaching, Supervision und Resilienztrainings helfen, Klarheit zu gewinnen und neue Wege zu finden. Programme wie Careum Weiterbildung, kantonale Ärztenetze oder psychosoziale Beratungsangebote bieten konkrete Hilfe – oft sogar berufsbegleitend.
Fazit: Mit Herz, aber nicht bis zur Erschöpfung
Arzt zu sein, ist ein Beruf aus Berufung – aber kein Dauerlauf ohne Ziel. Wer sich selbst ernst nimmt, darf Erschöpfung spüren und benennen. Der Weg zurück zu Energie und Freude beginnt mit einem einfachen Schritt: innehalten. Zuhören – sich selbst und anderen. Und dann: Veränderung zulassen.