
Wie effizient ist das Schweizer Gesundheitssystem im Vergleich mit anderen Ländern? Dieser Frage ist eine aktuelle OECD-Analyse nachgegangen. Für die Studie „How Do Health System Features Influence Health System Performance?“ hat der Industriestaatenverband die Gesundheitssysteme von 37 Staaten in sieben Cluster eingeteilt und diese Cluster miteinander verglichen. Das Ziel bestand darin herausfinden, ob eher staatlich geprägte oder eher marktwirtschaftlich ausgerichtete Systeme effizienter arbeiten.
OECD-Studie: Kein einheitlich bestes Gesundheitssystem
Die Einteilung in sieben Cluster erfolgte anhand von Ähnlichkeiten im Gesundheitssystem. Die Schweiz wurde dabei einer gemeinsamen Gruppe mit Deutschland, Israel, der Slowakei und den Niederlanden zugeordnet. Alle fünf Länder weisen ein stark marktwirtschaftlich ausgerichtetes Gesundheitssystem auf, das eine staatliche Grundversicherung mit privaten Versicherungsangeboten kombiniert. Auch die Leistungserbringer im Gesundheitssystem sind teilweise privat, teilweise staatlich organisiert. Am entgegengesetzten Ende des Spektrums steht das Cluster mit Dänemark, Grossbritannien, Italien und Schweden. Sowohl Leistungsanbieter als auch Versicherungen sind in diesen Ländern weitgehend staatlich organisiert, was mit weniger Wahlfreiheit für die Patienten einhergeht. Für die Gruppeneinteilung wurden zudem weitere Kriterien hinzugezogen, etwa die Rolle der Hausärzte bei der Patientenleitung und die Finanzierungsstrukturen im Gesundheitssystem.
Im nächsten Schritt stand die Frage im Fokus, welche Cluster ein besonders effizientes Gesundheitssystem aufweisen. Gemessen wurde die Effizient unter anderem am Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP und der altersstandardisierten Sterberate.
Welches System erweist sich nun am effizientesten? Zu eindeutigen Ergebnissen kommt die OECD-Studie nicht. Vielmehr zeigt sich, dass Gesundheitssysteme unabhängig ihrer Charakteristika ähnliche Effizienzlevel erreichen können. Mit anderen Worten: Es gibt kein eindeutig bestes Gesundheitssystem.
Grosse Unterschiede innerhalb der Cluster
Im Vergleich der durchschnittlichen Effizienz-Scores steht das Cluster mit der Schweiz, Deutschland, der Slowakei und den Niederlanden auf Platz 3 im internationalen Vergleich, mit einem Effizienz-Score von 0,65 von 1,0. Den höchsten Wert von 0,71 weist das Cluster mit Australien, Belgien, Frankreich und Kanada auf. In diesen Ländern ist die Grundversicherung ebenfalls staatlich organisiert, gleichzeitig können Patienten auch private Versicherungen abschliessen und Hausärzte übernehmen eine starke Steuerungsfunktion. Der letzte Platz geht an das Cluster mit Estland, Lettland und Litauen, mit einem Effizienz-Score von 0,21.
Allerdings: Die Unterschiede innerhalb der Cluster sind grösser als die Differenzen der Cluster untereinander. Betrachtet man allein das Schweizer Gesundheitssystem im Vergleich mit anderen Staaten, steht es auf Platz 7. Die im selben Cluster vertretenen Staaten schneiden schlechter ab: Die Niederlande stehen auf Platz 15, Slowenien auf Platz 27 und Deutschland auf Platz 29. Der Effizienz-Score der Staaten bewegt sich zwischen 0,82 (Schweiz) und 0,48 (Deutschland). Im bestplatzierten Cluster bewegen sich die einzelnen Staaten zwischen Scores von 0,84 (Australien) und 0,59 (Belgien).
Voneinander lernen und Gesundheitssysteme effizienter gestalten
Für die OECD-Analysten deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Gesundheitssysteme mit ähnlicher institutioneller Ausrichtung voneinander lernen können. Anstatt ganze Systeme umzubauen, sei es sinnvoller, einzelne Stellschraube zu justieren und durch gezielte politische Aktionen die Performance des Gesundheitssystems zu verbessern. Die Studie nennt auch konkrete Ansatzpunkte: So habe sich etwa gezeigt, dass Vergütungsmodelle, die Qualität vor Quantität belohnen, bessere Ergebnisse erzielen. Weiterhin zeigen Systeme eine höhere Effizienz, die sich auf die Grundversorgung konzentrieren. Dort kommt es beispielsweise seltener zu Spitaleinweisungen.