Vorstellungsgespräch als Arzt
Die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch in einer Klinik oder einer Arztpraxis ist die erste Hürde zum ersehnten Job als Arzt. Nun geht es darum, dass Vorstellungsgespräch zu meistern. Das ist keine unüberwindliche Schwelle, denn mit etwas Vorbereitung verliert das erste Gespräch mit dem Chefarzt seine Schrecken.
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitung auf das Gespräch
Wer unvorbereitet in das Gespräch geht, hat nur geringe Chancen, die Stelle zu bekommen. Der zukünftige Chef möchte einen engagierten Mitarbeiter, der sich für die Patienten einsetzt. Dies muss der Bewerber beim ersten Gespräch zeigen. Das gelingt aber nur durch eine gute Vorbereitung.
Zunächst einmal bringt der Bewerber alles über seinen zukünftigen Arbeitsplatz in Erfahrung. Hier zählt insbesondere die eingehende Prüfung der Homepage. Als Recherchequelle neben der Internetseite können Foren im Internet und eventuell Zeitungsberichte gelesen werden. Insbesondere folgende Fragestellungen sollten beachtet werden:
- Wie lange gibt es das Spital und was zeichnet es besonders aus?
- Welche Fachbereiche gibt es?
- Werden eventuell besondere Therapien angewendet?
- Wer sind die verantwortlichen Mitarbeiter wie Geschäftsführer und Chefarzt?
Falls Veröffentlichungen von Ärzten des Klinikums einsehbar sind, sollten diese unbedingt gelesen werden. Kennt der Bewerber Mitarbeiter aus der Klinik/Arztpraxis, ist es legitim, diese zu befragen. Dies ist eine wertvolle Informationsquelle, da Mitarbeiter oft über detailliertes Wissen verfügen. Dabei ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Mitarbeiter ist seinem Krankenhaus verpflichtet und darf auf gar keinen Fall interne Informationen weitergeben. Ein kurzer Anruf bei der Personalabteilung verschafft häufig Klarheit über die Namen der Gesprächspartner, falls diese nicht im Internet zu finden sind.
Neben der sachlichen ist die mentale Vorbereitung wichtig. Um Nervosität zu vermeiden, stellt sich der Bewerber die Gesprächssituation möglichst genau vor. Noch besser ist es, mit einem Bekannten das Gespräch zu üben. Dieser sollte allerdings ein wenig Ahnung vom Arztberuf haben, sodass das Gespräch realistisch ist. Bewerber, die Entspannungstechniken kennen, wenden diese vor dem Gespräch an. So werden sie ein wenig ruhiger und wirken im Gespräch souveräner und entspannter.
Auch wenn viele Ärzte und Ärztinnen im Alltag einen weißen Kittel und keinen Anzug oder ein Kostüm tragen ist Businesskleidung für das Vorstellungsgespräch Pflicht. Wichtig ist außerdem für Herren eine Krawatte und sauber geputzte Businessschuhe. Frauen können statt einem Kostüm auch einen schicken Hosenanzug tragen.
Zur Vorbereitung gehört eine genaue Planung des Tages. Auf gar keinen Fall darf der Bewerber zu spät kommen. Bei der Anreise mit dem Auto die genaue Adresse am besten am Tag zuvor ins Handy einspeichern und das Telefon als Navigationsgerät benutzen. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln die genaue Route heraussuchen. Lieber eine halbe Stunde zu früh kommen, als fünf Minuten zu spät. Verspätungen und Staus mit einplanen und rechtzeitig losfahren.
Der Ablauf des Vorstellungsgesprächs
Bei einem Vorstellungsgespräch ist man selten mit dem zukünftigen Chef allein. Oft ist der Abteilungsleiter, der Verwaltungschef und der Leiter der Personalabteilung dabei.
Zunächst stellen sich die Gesprächspartner kurz vor. Meist folgt danach eine kurze Phase Smalltalk. Es geht in erster Linie darum, dass Eis zu brechen. Typische Fragen sind: Wie war die Anfahrt? Haben Sie sofort einen Parkplatz gefunden? Möchten Sie etwas zu trinken? Ein Getränk sollte auf jeden Fall angenommen werden. Am besten ist es, Wasser zu trinken. Kaffee erhöht den Blutdruck und führt zu gesteigerter Nervosität.
Bei dem gesamten Gespräch ist die Körpersprache wichtig. Es gibt viele einschlägige Bücher über dieses Thema. Es lohnt sich, diese im Vorfeld durchzulesen. Auf Blickkontakt mit dem Gesprächspartner achten, diese aber nicht fixieren. Gekreuzte Arme vor der Brust signalisiert Ablehnung und macht einen schlechten Eindruck. Wichtig ist es, immer freundlich zu bleiben, selbst wenn das Gespräch einmal unangenehmer werden sollte. Sympathiepunkte bekommt, wer den Gesprächspartner spiegelt. Damit ist gemeint, dass man die Bewegungen des Gesprächspartners nachahmt. Greift dieser zum Wasserglas, greift auch der Bewerber danach, um nur ein Beispiel zu nennen.
Am Ende des Gesprächs bekommt man oft die Gelegenheit, selbst Fragen zu stellen. Auch hier gilt wie bei der Getränkefrage: auf jeden Fall bejahen und Fragen stellen. Darauf sollte sich der Bewerber vorbereiten und sich ein paar Punkte überlegen. Diese können sich um den zukünftigen Arbeitsplatz drehen oder um aktuelle Forschungsprojekte.
Bei der Verabschiedung bedankt sich der Bewerber für das Gespräch. Selten bekommt er sofort eine Zu- oder Absage. Dieses erfährt er meist ein paar Tage später.
Die eigene Person vorstellen
In fast jedem Bewerbungsgespräch soll sich der Bewerber selbst vorstellen. Dies scheint auf den ersten Blick sehr einfach, kann aber für den angehenden Mitarbeiter zu einer schweren Hürde werden. Der Klinikchef will nichts über seine Hobbys hören oder seine Vorliebe für Pancakes mit heißen Himbeeren.
Wichtig ist es, seinen Lebenslauf inklusive besondere Erfahrungen und Kenntnisse, innerhalb von 2-3 Minuten fließend vorstellen zu können. Dies sollte man unbedingt vorher üben. Daneben sollte man unbedingt beschreiben können, warum man sich gerade für diese Stellung beworben hat.
Diesen Teil sollte man nutzen, um sich selbst in einem möglichst positiven Licht dazustellen. Man muss seinen zukünftigen Arbeitgeber überzeugen, dass man der richtige Mann oder die richtige Frau für den Job ist.
Häufige Fragen im Vorstellungsgespräch
Als Arzt muss der Bewerber mit Fachfragen rechnen und sich darauf vorbereiten. Manche Chefs stellen einen konkreten Fall vor und wie der Bewerber drauf reagieren würde. Hier ist das Fachwissen und die Kompetenz gefragt, über die der Bewerber verfügen muss.
Häufig wird der Bewerber nach seiner größten Schwäche gefragt. Dies ist keine Einladung, die eigenen Fehler zu offenbaren. Wer wirklich in einem Bereich, der für die Medizin wichtig ist, ein Problem hat, darf das auf gar keinen Fall zugeben. Unbedeutende Schwächen, die für die Arbeit nicht relevant sind, darf er oder sie jedoch nennen. Eine solche Schwäche wäre zum Beispiel die Vorliebe für Schokoladeneis. Manche nennen eine Stärke als Schwäche, zum Beispiel “ich arbeite zu viel”. Der Interviewpartner durchschaut das in der Regel und man wird unglaubwürdig. Die Frage nach der größten Stärke ist zwar einfacher, trotzdem ist es auch hier besser, sich eine gute Antwort zu überlegen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Antwort zwar von Selbstbewusstsein zeugt, aber nicht überheblich klingt.
Beim Vorstellungsgespräch tauchen immer wieder Fragen auf, die unzulässig sind. Frauen werden manchmal gefragt, ob sie schwanger sind oder planen, Kinder zu bekommen. Die Bewerberin kann diese Frage zurückweisen, doch dadurch erweckt sie den Eindruck, dass der Verdacht zutrifft. Besser ist es zu lügen, sollte die Frau tatsächlich schwanger sein. Darauf entstehen später keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Es gibt noch eine ganz Reihe von weiteren Fragen, die der Bewerber oder die Bewerberin nicht wahrheitsgemäß beantworten muss. Diese betreffen die persönliche Lebensführung, die sexuelle Orientierung, die finanzielle Situation, die eigene Gesundheit oder persönliche Meinungen zum Beispiel über Religion oder Politik.
Nach dem Vorstellungsgespräch
Die Entscheidung für oder gegen den Bewerber wird erst nach Abschluss sämtlicher Vorstellungsgespräche gemacht. Der Bewerber muss nun nicht zu Hause sitzen und auf den Anruf oder die E-Mail warten. Er kann sich zum Beispiel für das freundliche Gespräch mit einer kurzen E-Mail bedanken.
Trotz guter Vorbereitung kann es natürlich sein, dass sich der Chefarzt für einen anderen Bewerber entscheidet. Die schlechteste Strategie ist in Selbstmitleid zu verfallen. Es gibt viele Arztstellen und sicherlich klappt es beim nächsten Mal. Selbst wenn er die Stelle jetzt nicht bekommen hat, bedeutet das Bewerbungsgespräch ein Zugewinn an Erfahrung, die er im nächsten Gespräch einsetzen kann.
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